Das Pokerboese aka Götz Schrage hat sich in die Höhle des Löwen gewagt. Er ist insgesamt in vier $8 180 Mann-SnGs angetreten, somit stehen mir vier Hand-Historys zur Prüfung seines Spiels zur Verfügung. Ein 10., ein 17., ein 70. und ein 135. Platz sind ein durchaus respektables Ergebnis, aber noch viel zu wenig Daten, um bereits final alle Schwächen und Stärken auszuloten. Ein leichter Schüler wird das Pokerboese aka Götz Schrage keinesfalls werden. Schließlich weigert er sich schon zu Beginn, jegliche unterstützende Software zu verwenden und neigt auch sonst zur Sturheit. Besonders aufgefallen ist mir schon seine Liebe zu kleinen Paaren und Suited Connectors, auch noch in den höheren Levels. Die spielt er dann allerdings in Situationen, wo er sie lieber weglegen sollte oder aber – wenn es denn mal angebracht ist, sie zu spielen – entweder gar nicht oder ausgesprochen passiv. Grund genug dafür, hier die erste Lektion anzusetzen.
Kleine Bemerkung am Rande: das Argument vom Pokerboesen aka Götz Schrage, nämlich das Zweier-Pärchen als „Bockhand – (Copyright Hermann Pascha) – immer zu spielen“, weil Götz damit vor Jahren einen großen Jackpot abgeschossen hat, lasse ich als mathematisch orientierter Mensch selbstverständlich nicht gelten.
Generell fiel mir beim Betrachten der ersten SnGs einiges an Inkonsequenz bzw. Widersprüchlichen auf. – Hier mein ausführliches erste Zeugnis.
Liebes Pokerboese
Preflop-Spiel und Starthand-Disziplin (Note 4):
Dieser Bereich scheint eine Problemzone von Dir zu sein. An einer Beispielhand aus dem SnG lässt sich festmachen, dass Du preflop in Situationen Chips investierst, die keine ausreichenden Gewinnchancen versprechen.
Beispielhand:
In dieser Situation hast Du den Raise Deines Gegners gecallt. Lass uns diese Situation analysieren:
Du musst 300 Chips bezahlen und erhältst dafür Odds von (75 + 150 + 300) zu 300, also 1,75 zu 1. Prinzipiell callst Du mit dem kleinen Paar, um einen Drilling (Set) zu treffen. Deshalb sollte man zusätzlich noch die Chips im Stack des Gegners in die Rechnung einbeziehen und erhält Implied Odds von (75 + 150 + 300 + 1775) zu 300, also 7,7 zu 1. Du triffst jedoch nur in etwa einem von 8 Fällen ein Set und selbst in diesem Fall ist es möglich, dass Dein Gegner ein höheres Set hält und Du verlierst. Wenn Du kein Set triffst, siehst Du Dich immer einem Flop mit 3 Overcards gegenüber, auf dem sich Deine Hand selbst mit Position auf den Gegner kaum profitabel spielen lässt. Um hier einen profitablen Call zu haben, benutzen viele Profis eine 15-zu-1-Regel oder gar eine 20-zu-1-Regel. Dies bedeutet, man callt den Raise des Gegners mit einem kleinen Paar nur dann, wenn der Gegner mindestens das 15- bis 20-fache seines Raises an Chips in seinem Stack hat. Der Grundgedanke hinter dieser Regel liegt darin, dass Du für dein Risiko (die investierten Chips) auch eine angemessene Gewinnchance möchtest, da Du anderenfalls eine gehörige Portion Deiner Chips verschenkst.
Gleichzeitig (und hier zeigt sich die eingangs bereits erwähnte Inkonsequenz ) verzichtest Du in der späten Phase darauf, mit schlechteren Händen pre-flop All-In zu gehen. In dieser Phase sind solche Spielweisen jedoch sehr wichtig, da vor dem Flop bereits eine große Menge an Chips im Pot liegt und allein das regelmäßige Stehlen dieser Chips den Unterschied zwischen Überleben und langsamem Zugrundegehen im Turnier bedeuten kann. In einem späteren Coaching werden wir noch ausführlich auf solche All-In-Situationen mit schlechteren Händen eingehen.
Insgesamt sehe ich im Preflop-Bereich einigen Aufholbedarf und deshalb gibt es hier nur eine 4 von mir!
Postflop-Spiel (Note 2 +):
Im Postflop-Bereich scheinst Du bereits einigermaßen zu wissen, was Du tust. Du weißt in fast allen Situationen, wo Du mit Deiner Hand stehst, machst Value-Bets und -Raises, wo diese angebracht sind und verstehst es dabei, gegen aggressive Spieler mit sehr starken Händen auch mal in den passiven Modus zu wechseln. Insgesamt gibt es dort nicht viel zu bemängeln, außer dass man hier und da noch ein etwas geeigneteres Bet-Sizing wählen könnte. Daher gibt es hier eine gute 2.
Aggressivität (Note 2 -):
Du spielst im Early Level durchgängig ein sehr aggressives Spiel, was den Grundstein für gutes Poker darstellt. Allerdings wirkt es fast so, als würde das Ansteigen der Blinds dich passiver statt aggressiver machen, da Du in den späteren Phasen häufig auf aggressive Spielweisen verzichtest, obgleich diese gerade dort, wo pre-flop sehr viel im Pot liegt, angebracht wären. Insgesamt gibt es eine knappe 2 in diesem Bereich.
SnG Skills: 3
Unterm Strich hast Du das SnG vor allem post-flop ordentlich gespielt. Fehlerquellen waren vor allem in den Bereichen zu finden, die typisch bei Spielern auftreten, die erst mit dem SnG-Spiel beginnen. In den nächsten Wochen werden wir diese Punkte nach und nach gemeinsam in Angriff nehmen!
Alex Meidinger