Livepoker ist teuer. Sowohl für den Turnierspieler mit den Nebenkosten (Anreise, Parkplatz, Unterkunft, Verpflegung) und auch für den Veranstalter eines Pokerturniers. Wer alle Kosten zusammennimmt und ehrlich in seiner Bankroll mitrechnet, kommt ab dem Resultat vielmals ins „Leerschlucken“.
Das erste Mal ein Reentry Turnier ist mir vor etwa fünf Jahren im Sahara Casino in Las Vegas aufgefallen. Da konnte man sich bei einem 70 USD Turnier (Rake 12 USD) wieder beim Floormandesk anstellen und sich bis zum vierten Level wieder einkaufen. Zudem wurden am Preispool noch 5 Prozent für die Dealer direkt abgezogen. Bei einhundert Entries kam so ein Preigeld von 5’510 US Dollar zusammen, und so betrug mein Anteil am Buyin mit 14.90 USD an Kosten, also über 22 Prozent. Kosten wie Unterkunft, Anreise verbuchte ich damals unter Urlaub. Hätte mein Turniercash über 2000 USD betragen, wären nochmals dreissig Prozent Steuern für in der Schweiz wohnende Personen dazu gekommen.
Im Casino Austria werden schon seit längerem Reentryturniere veranstaltet. Mit der neuesten Auflage der Concord Million auch im Concord Card Casino und bei der letzten Poker Circle Swiss Open in Luzern, sind auch andere nachgezogen. Bei einem Reentryturnier muss der Spieler, wenn er seinen letzten Chip im Turnier verloren hat, aufstehen und muss nicht zwingend nach Hause fahren. Er kann sich, sofern es sein Geldbeutel zulässt, nochmals einkaufen. Er bezahlt erneut das Turnierbuyin inklusive der Rake (also die Gebühr an den Veranstalter) und setzt sich im gleichen Turnier an einen anderen Platz, mit seinem neuen Chipstack. Das Casino kassiert doppelte Gebühren an diesen Spielern.
Doch ist dies gerechtfertigt? Profitieren nur die reichen Spieler? Und wer verliert am meisten?
Generell spiele ich ein Turnier wegen der Struktur und wegen den Anzahl Spielern. Zudem muss ich mich am Veranstaltungsort wohl fühlen und die Dealerleistung und die Gastronomie sind mir wichtig. Darum wird schon vorher nachgerechnet, was mich die Sache kostet:
Im Grandcasino Luzern wäre dies für mich am „Poker Circle Swiss Open“ letzter Woche etwa die folgende Rechnung gewesen:
– Einmalige An- Rückreise 60€
– Unterkunft (2 Nächte Dreisternhotel) 220€
– Parkplatz und Eintritt ins Casino, drei Tage 51€,
– Verpflegung und Getränk, drei Tage 120€
Macht für ein Dreitagesturnier welches gerade einmal 550 CHF (451 Euro) kostet, schon auch einmal 451 Euro Nebenkosten! Natürlich hätte ich bei drei Tagen Aufenthalt in Luzern auch Cash mit nach Hause genommen, weil die Bubble am zweiten Tag schon platzte. So wären die Kosten bei einer früheren Abreise etwas reduziert worden.
Und genau wegen diesen Nebenkosten, bin ich froh Reentries spielen zu können. Denn mit meinem „In the money“ Wert von etwa 18 Prozent, wären damit meine Chancen auf einen Turniercash erhöht worden, aber die Nebenkosten die gleichen geblieben. Es kann nämlich gut sein, dass mein Asse verlieren und ich einfach Pech habe und darum mit einer zweiten oder dritten Chance ins Geld retten kann.
Doch ein bitterer Nachgeschmack hat die Sache: Angenommen ich hätte einen Minicash (1080 CHF) in Luzern eingefahren und mich zwei Mal (1100 CHF) eingekauft, dann wäre meine Rechnung wegen der Nebenkosten immer noch 468 Euro im Minus. „Spielerrisiko! – Schwamm drüber.“ Doch hätte ich dann bei der Auszahlung der 1’080 Franken (851 Euro) dem so hart und gut arbeitenden Personal Trinkgeld abgegeben?
Und genau hier kommt mein grösster Kritikpunkt betreffend Reentryturniere: Die Verlierer sind bei dieser Art von Turnieren die Angestellten, die Dealer und die Servicekräfte, welche mir dieses doch geschätzte Ambiente bieten, weil bei den Minicashes vermehrt weniger Trinkgeld gegeben wird. An vielen Orten wo ich spiele, sind die Angestellten auf diesen Goodwill angewiesen.
Eine faire Alternative wäre hier, dass man bei Reentryturnieren die zweite fällige Rake gleich den Angestellten weiter gibt. So hätte man motiviertes Personal und wunderbares Ambiente.
Darum schaue ich immer, ob das Trinkgeld schon am Preispool abgezogen ist (Concord Card Casino), oder ob ich da noch drei Prozent für die Angestellten bei guter Leistung abgebe, auch wenn ich in der Gesamtrechnung Minus mache.
Cheers
Martin Bertschi
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