Wem die Stunde schlägt – Nur Tara kann uns retten – Das Bounty-Turnier im CCC-LugnerCity

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„There isn’t any need to deny everything there’s been just because you are going to lose it.“  Ernest Hemingway 

Samstagabend werde ich dabei sein. Tara, Österreichs Trash-Queen Nr.1 lädt ins CCC LugnerCity. Pflichttermin für den ambitionierten Kolumnisten und trotzdem wird es diesmal anders sein als sonst. Wien ist anders an diesem Wochenende. Wien ist in Pokerpanik und das aus gutem Grund. Einst sang die Bochumer Kultband „Geier Sturzflug“ den visionären Song: „Besuchen Sie Europa, solange es noch steht“. Der Song der Stunde heißt: „Besuchen Sie Turniere, solange sie noch erlaubt sind.“ Wenn die andere auf Kuschel und Klamauk spezialisierte kleine Nischenseite mal den Mut zur Depression hat, geht mein Allerwertester auf eisigen Bodenkontakt. It´s´ All Over Now Baby Blue. Der freien Pokerstadt Wien geht es an den Kragen. Bis jetzt war ich gegen alle Ängste dieser Art immun. Diesen Samstag werde ich Turnier spielen und ich werde mich maximal anstrengen, weil man erst zu schätzen weiß, was man vielleicht bald nicht mehr so haben wird. Ich möchte auf den Finaltisch und Tara soll da bitte auch sein, weil ihre blauen Augen machen mich so sentimental. Wenn sie mich so anschaut, wird alles andere egal und was ich dann fühle, ist gar nicht mehr normal. – Wird Zeit, dass ich meine alten Ideal-Platten mal wieder hervor krame.

Genug geschwärmt. Gerade meine deutschen Leser haben sich mehr Klarheit der Gedanken verdient. Deutschland hat Daniela Katzenberger, die Amis habe ihre Kardashians und wir in Österreich haben Tara. Jeder hat, was er verdient und wir werden uns jedenfalls nicht beschweren. Zugegeben, viel muss man nicht können als Trash-Queen. Die Herausforderung liegt darin, dem Banalen Charme und Esprit zu geben. Das mag tausend Mal konstruiert gescripted sein. In dem ganzen Wirrwarr des Privatfernsehens bleibt immer ein Stückchen übrig vom Eigentlichen. Die eigentliche Tara ist ein wunderbar höfliches und zurückhaltendes Mädchen und sie ist seit gestern meine Pokerschülerin. Selbstverständlich wäre sie etwa bei Alex Meidinger, Stefan Kalhamer oder Jan Heitmann besser aufgehoben. Rein pokertechnisch gesehen, aber die würden nicht ihre Sprache sprechen und alles wäre vergeblich. Tara spricht keineswegs mit jedem. Mehr aus Scheu und keinesfalls aus Überheblichkeit. Aber wenn sie spricht schraubt sie schöne Sätze und sie erfindet ihre eigenen Worte und genau deswegen hatte ich auch bisher keine ihrer Sendungen versäumt. Mag sich der banale Rest für ihre „Babys“ interessieren (so nennt Tara ihren Busen). Oder mag ein anderer gerne live vor dem Bildschirm dabei sein, wenn sie eben diese „Babys“ von der Kindergruppe via Implantat direkt auf die Pamela Anderson Universität schickt. Mir ist es egal. Ich bin in Taras Sprache verliebt und vielleicht ein klein wenig in ihre blauen Augen. – Hatte ich schon erwähnt, dass die mich immer ein wenig sentimental machen? Das ist phänomenal und ganz sicher nicht normal.

„Ass hoch, ein Paar, Zwei Paar, Drilling, Straße“. Der Unterricht vergeht wie im Flug. „Zwei Paar sind besser als ein Paar und besser ist noch man hat einen Drilling. Dann kommt die Straße und dann kommt Flush. Fünf von einer Farbe.“ Tara runzelt ihre Stirn. Großartiges Bindegewebe. Die Gnade der Jugend und so. Dann wird der Blick streng, wahrscheinlich wohl geübt und mit Erfolg eingesetzt, damit die Lästigen den Mut verlieren. „Fünf von einer Farbe?“ wiederholt Tara. „Du meinst fünf von einem Muster?“ Wahnsinn! Ich durfte dabei sein. Quasi männliche Hebamme bei einer Wortgeburt. „Flush“ war gestern, ab jetzt gelobe ich „Fünf von einem Muster“ zu sagen im Showdown. Macht Sinn, spricht sich geschmeidig und ist im wahrsten Sinne unique. Und weil wir uns gerade so gut verstehen stürmen wir gleich die ganze Bastille der Pokerterminologie. Zuviel will ich nicht verraten, aber sollten Sie im Showdown gegen Tara antreten und sie annonciert „Drilling mit Zwilling“ entsorgen Sie ohne zu Zögern Ihr Flush im Muck. Mehr als der zweite Platz in dem Pot ist da nicht drinnen.

Und jetzt zum optimistischen Teil meiner Überschrift. Nur Tara kann uns noch retten. Das habe ich so geschrieben und das habe ich so gemeint und kann es auch gut begründen. Kohorten von Anwälten und Lobbyisten haben für die freie Sache gekämpft. Herr Zanoni hat alles Menschenmögliche über die Jahrzehnte versucht und erfolgreich Widerstand geleistet. Irgendwann ist man einfach mit seinem Latein am Ende. Gegen die bornierte Ignoranz eines Nationalrats scheint kein Kraut der Argumente gewachsen, weil die nicht zuhören, die nicht zuhören wollen. Aber ich glaube sie werden zusehen, was Tara so tut und treibt, weil das alle tun. Manche geben es zu, andere eben nicht. Ich kenne prüde Bildungsbürger deren Fernbedienung kennt eigentlich nur „arte“ und „3sat“, allerdings montags gibt es dann mit ATV doch noch einen dritten Sender, weil man Tara einfach nicht versäumen möchte. Zuletzt in der Staffel „Tara in St.Tropez“ mussten wir sehen wie sie sich in teuren Restaurants langweilte, wie ein schwuler Immobilienmakler die Chance seines Lebens versäumte und ein unverschämter Fotograf Taras „Babys“ mit Alufolie umwickelte. Bitte liebe Parlamentarier – wenn ihr hier mitlest – und ich weiß, dass ihr hier mitlest, weil ihr alles lest über Tara und womöglich ausdruckt auch noch. Holen wir das Kind aus dieser ekeligen Gesellschaft der Möchtegern und Pseudopromis. Tara ist jetzt bei uns Pokerspielern angekommen. Bei uns ist es warm, kuschelig und das Essen schmeckt auch. Lasst uns unsere privaten Casinos. Tut es nicht für uns Pokerspieler. Tut es für Tara. Danke! – Für mich persönlich wünsche ich mir beim Bounty-Turnier am Finaltisch ein Heads-up mit meiner Pokerschülerin. In der letzten Hand für mich bitte „fünf von einem Muster“ und für Tara „ein Drilling mit einem Zwilling“. Das wäre mir eine ganz besondere Freude.

Götz Schrage

PS: 17.11. 2012 19.00 Uhr Bounty on Tara. CCC LugnerCity, Buy-in 26€, optional: 1 Re-Buy 10€, 1 Add-on 10€

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