Für den Freitagmorgen hatte ich den festen Vorsatz, mich nicht mit Poker und /oder Turnieranmeldungen zu befassen und das ist mir auch weitestgehend gelungen. Nur eine einzige Anmeldung habe ich noch persönlich angenommen, ansonsten wollte ich nix hören und sehen. Aber irgendwann hat dann doch die Neugier gesiegt und ich habe ein Auge auf den Buchungsstand für den heutigen Main Event geworfen – Bingo! Alle 70 Plätze verkauft. Ausgebucht! Mein Lieblingswort! Also wenn jetzt noch heut Abend die Gladbacher in München gewinnen … jo, ist denn schon Weihnachten?
Tag IV – Main Event Teil 1
Weihnachtsverkehr, Viele schaffen es nicht „in time“ und ich hab Zeit, mir Sachen auszudenken, leider. Das Turnier ist mit einem 15.000-er Starting-Stack ausgeschrieben, 40 Minuten Level-Time und wir spielen erstmals mit Ante. Kann man da noch was verbessern? Man kann, also erhöhe ich die Chipmenge auf 20.000. Ob das gut geht? Kaum verkündet, habe ich schon meine Zweifel. Hoffentlich reicht uns die Zeit! Andererseits wird das Turnier dadurch noch besser spielbar und wir werden sicher hervorragendes Poker sehen. Nu, schaun mer mal!
Zunächst werden meine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen, es passiert nichts, rein gar nichts. Mit einem beruhigenden Chipstack ausgestattet werden alle Facetten des Poker durchgespielt und ein „Probe-Bet“ muss nicht gleich zur finalen Aktion werden. Aus dem Kreis der Spieler kommen nur positive Resonanzen, die veränderte und, wie ich meine, verbesserte Struktur, wird gut angenommen.
Um Mitternacht aber geht ein Ruck durch das Teilnehmerfeld und bereits anderthalb Stunden später sind nur noch 30 Spieler im Turnier. Puh, doch noch mal gut gegangen, die Zeit hat üppig gereicht und das Turnier wird planmäßig eingefroren. Die Chips der 30 Finalisten kommen in die vorbereiteten Safebags und ab in den Tresor. Morgen geht’s bereits um 17 Uhr weiter und die meisten Finalisten zieht’s Richtung Ausgang, man will ja schließlich morgen top fit antreten. Ich bin ehrlich gesagt ganz froh drum, auch der Sepp ist schon in Aufbruchstimmung. Er meint, irgendwo würde noch ein Weizenbier auf ihn warten. Na dann, Sepp, zum Wohl und bis morgen in alter Frische.
Aus dem Tagebuch eines Turnierdirektors, Tag V
So, das war jetzt mal ein entspannter Vormittag. Der Main Event war gestern problemlos gestartet, die Resonanz durchweg positiv und Sepp ist sicher noch zu seinem Hefeweizen gekommen. Und ich? Ich hab nachts noch einen gut gekühlten Ananas-Saft genossen, mich über das Gladbacher Unentschieden gefreut und bin früh ins Bett. Und um Brötchen brauchte ich mich morgens auch nicht zu kümmern, hab zum Frühstück Besuch bekommen und der hat Brötchen mitgebracht. Poker war kein Thema, davon krieg ich heut Mittag sicher genug zu sehen und zu hören.
Tag V – Main Event Teil 2
Es ist jetzt fast 17 Uhr. Ich hab mit Sepp noch schnell die Safebags an die 30 Plätze der Überlebenden vom Vortag verteilt, kurz die Shuffler überprüft und jetzt harren wir der Dinge, die da kommen. Alle Finalisten sind pünktlich, naja, bis auf Daniel. Aber der ist ja bei allem zu spät. Spannung liegt in der Luft, schließlich gibt es heute bei 71.000 Euro Preisgeld ein ordentliches Weihnachtsgeld zu gewinnen.
Und los geht’s. Die ersten Minuten lassen uns Schlimmes ahnen. Wenn das in dem Tempo weitergeht, dann ist das Turnier in zwei Stunden beendet. Die Small-Stacks sind schnell eliminiert – aber dann kehrt plötzlich Ruhe ein. Den Finaltisch und die Preisgeldränge vor Augen wird das Tempo merklich langsamer. Ausgestattet mit einem ordentlichen Average kann man ja auch taktisches Poker spielen und abwarten. Und genau das passiert. Au weia, wie man sich verschätzen kann! „Das wird lang heut, Sepp, ich hoffe, deine Biere stehen schön kühl an einem sicheren Ort, das kann jetzt nämlich dauern!“
Nach „nur“ zehneinhalb Stunden Gesamtspielzeit steht jetzt endlich der Finaltisch. Immerhin! Spricht für die überarbeitete Struktur. Aber genug der Selbstbeweihräucherung, ich geh jetzt mal was essen. Zurück von dem kleinen Nachtmahl, ist immer noch nicht viel passiert. Erst ein einziger Spieler wurde zwischenzeitlich an die Rail geschickt. Während Sepp gewohnt souverän sein Programm absolviert, will ich mit den Vorbereitungen zum redaktionellen Teil beginnen, Siegerlisten bereitlegen, Kamera startklar machen, … aber alles umsonst! Nicht ein Einziger ist bereit, sich ablichten zu lassen oder namentlich genannt zu werden. Hat da eben einer „Eddi Scharf“ gesagt? Wie dem auch sei, dieser Finaltisch wird in die Turnierhistorie eingehen als „der Tisch der Namenlosen“.
Einer nach dem anderen muss jetzt den Tisch verlassen, ausgestattet mit einem schönen Weihnachtsbonus und begleitet von herzlichem Applaus. Gegen 23 Uhr sind nur noch drei Spieler im Rennen, ein Deal wird angedacht und – abgelehnt. Was jetzt folgt, ist eine Schlacht epischen Ausmaßes. Nur soviel: Viereinhalb Stunden später um 3:30 Uhr war das Turnier dann tatsächlich zu Ende. Viereinhalb Stunden, in denen mit viel Geflachse und bester Stimmung so gut wie nichts passiert ist. Aber trotzdem, es war ein wirklich gutes Turnier und ich bin mehr als zufrieden. Morgen ist mit einem 500-er Deep-Stack der letzte X-Mas-Tag, da geht’s auch wieder um 17 Uhr los. Ist ebenfalls so gut wie ausgebucht. Na, dann mach ich mich mal auf den Heimweg.
Die Gewinner des Turniers:
1. NN 22.720,- €
2. NN 13.490,- €
3. NN 9.230,- €
4. NN 6.390,- €
5. NN 4.970,- €
6. NN 4.260,- €
7. NN 3.550,- €
8. NN 2.840,- €
9. NN 2.130,- €
10. NN 1.420,- €
Die Pokernacht in Zahlen:
136 Pokerbegeisterte am Freitag, 122 am Samstag
19 Uhr Turnierbeginn am Freitag, 17 Uhr am Samstag
1.000 € NLH
20.000 Start-Chips
40 Minuten Level-Time
71 Turnierspieler
7 Turniertische
71.000,- Preisgeldpool
4 Cash-Tables im Klassischen Spiel (Sa 3) mit Blinds 5/10 und Buy In 250 Euro
2 PokerPro-Tische im Automatenspiel mit Blinds 1/2 und Buy In 40 Euro
Turnierleiter: Sebastian Richter
Das 500-er Deep Stack Turnier am Sonntag ist ausverkauft. Auf www.spielbank-wiesbaden.de kann man die aktuelle Buchungslage der weiteren Turniere verfolgen und sich online per Bankkarte oder Kreditkarte einen Platz sichern – oder vor Ort im Casino, solange der Vorrat reicht.
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