Heute beschreibe ich ein Phänomen, dessen Existenz bzw. das Wissen um dessen Existenz jedem Wetter weiterhelfen wird.
Die Bezeichnung Arsenalsyndrom entstand, da das Phänomen sich am deutlichsten am FC Arsenal veranschaulichen lässt.
Die größten Erfolge der jüngeren Geschichte feierten die Londoner Anfang des Jahrtausends mit großen Namen erfahrener Spieler: Henry, Bergkamp, Lehmann, Campbell, Ashley Cole oder Viera. Doch dann begann der Abstieg, seit 2005 wartet Arsenal auf einen Titel.
Zu dieser Zeit begann Arsenal aufgrund des guten Scountingsystem zu denken, dass sie jeden wechselwilligen Topspieler durch ein junges Talent gleichwertig ersetzen könnten. Rein auf die technischen Fähigkeiten bezogen mag das stimmen, doch mit den Abgängen der Topstars gingen auch die Führungspersönlichkeiten. Genau das kostet Arsenal die Erfolge, denn jedes Talent, dass zu einem Spitzen- und für Arsenal Schlüsselspieler herangewachsen ist, wird auf dem Höhepunkt seiner Leistung meist aufgrund höherer Gehaltsforderungen verkauft. Zurück bleibt immer ein Team mit jungen und unerfahrenen Spielern, denen die Führungsfiguren fehlen.
Ein junges, schnelles, technisch starkes Team ist nicht immer von Nachteil, besonderes kleinere Teams schlägt man damit oftmals deutlich. Doch in den knappen Duellen, in den wichtigen Spielen gegen direkte Konkurrenten oder in do-or-die Pokalspielen, in denen Führungsspieler gefragt sind, die das junge und unerfahrene Team leiten, ist es ein großer Nachteil.
So geht Arsenals Abstieg mit einer Niederlagenflut in Duellen gegen Teams wie Manchester und Chelsea einher. Von 1997 – 2004 hatte Arsenal noch eine Bilanz von 7-5-3 gegen Manchester United, von 2004-2013 eine von 5-3-14. Gegen Chelsea sieht es nicht anders aus: 5-6-13 lautet die Bilanz seit 2004. In Spitzenspielen gegen Arsenal zu gehen, ist eine sichere Geldanlage.
Dieser Logik folgend ist es wenig überraschend, dass Arsenal in der Champions League auch regelmäßig versagt (auch wenn das zu ihren Glanzzeiten nicht besser war). Zwar ist diese Theorie auf das gegenwärtige Arsenal nur noch bedingt anzuwenden, da zuletzt vermehrt ältere, bereits international erfahrene Spieler verpflichtet wurden (Cazorla, Arteta, Podolski, Mertesacker), doch ist es eine Theorie, die sich auf viele Teams anwenden lässt.
Der FC St.Pauli bot 2009 einen schnellen Offensivfußball mit jungen Talenten und vielen ehemaligen Drittligaspielern, die nie höherklassig gespielt hatten. Diese fehlende Erfahrung auf hohem Niveau zeigte sich in den Duellen gegen die Top 6 der Liga : 2 – 0 – 8 die erschütternde Bilanz. Auch im DFB-Pokal gingen die Kiezkicker unter, zwischen 2008 und 2011 blamierten sie sich 4 Mal in Folge in der ersten Runde gegen unterklassige Gegner.
Auch die Niederlagen der jungen deutschen Fußballnationalmannschaft in den wichtigen Spielen lassen sich so erklären, auch sie schlagen mit Kombinationen und schnellem Spiel die schlechteren Teams deutlich und versagen doch in den KO-Duellen gegen die großen Teams.
Interessant ist da auch der BVB. Denn auch er spielt mit vielen jungen, technisch versierten und schnellen Spielern ohne erfahrene und abgezockte Führungsspieler. In diesem Zusammenhang waren die starken Resultate der Dortmunder gegen die Bayern in den letzten Jahren durchaus Überraschungen, doch wenn man auf die Pokalwettbewerbe blickt, zeigt sich das erwartete Bild. Zwar holte Dortmund im letzten Jahr den DFB-Pokal, doch in den Runden zuvor blieb man gegen die Zweitligisten Fürth und Düsseldorf jeweils ohne Tor, gewann erst nach Verlängerung bzw. Elfmeterschießen. Im Jahr zuvor unterlag man in Offenbach.
2010 scheiterte der BVB in der Gruppenphase der EL, im vergangenen Jahr sang- und klanglos in der CL. In diesem Jahr sieht es deutlich besser aus, was sicherlich auch daran liegt, dass Spieler wie Hummels, Götze, Kuba oder Subotic in den letzten Jahren deutlich an Erfahrung gewonnen haben. Und doch zeigte sich diese Unerfahrenheit auch gegen Donetsk. Vor dem 0:1 öffnet Götze naiv die Gasse für einen Vertikalpass bei einem schnell ausgeführten Freistoß anstatt sich vor den Ball zu stellen und der international unerfahrene Santana foult mit einem übermotiverten Einsteigen den Ukrainier. Den folgenden Freistoss verwandelt Donetsk zur Führung.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Wetten gegen Teams mit vielen jungen und unerfahrenen Spielern in wichtigen Matches langfristig zum Erfolg führen wird.