Ein Gastbeitrag von Jürgen Molnar. Früher ein Kollege aus der österreichischen Pokerberichterstattung. Jetzt als Spieler in der Kreisen zwischen Graz und Wien bekannt wie ein bunter Hund. Jedenfalls war vor Ort und hat uns diesen Bericht samt Foto geschickt. Danke dafür
Bericht von Jürgen Molnar: Freitag, 15.3.2013 – 21 Uhr .. Wie jeden Freitag findet im Alpha Card Casino Graz ein Pokerturnier mit garantiertem Preispool von 2.500 Euro statt. Das Buy in kann sich jeder selbst aussuchen. Von 31-56 Euro (5k Chips bis 10k Chips) ist alles möglich. Auch ich fand den Weg (wie so oft schon in meinem Leben) ins Casino um dieses Turnier zu spielen. Gegen 21.30 Uhr stürmten ca. 20-25 Mann der Finanzpolizei und der Beamten der Wachstube Kärntnerstrasse das Casino. Das Turnier wurde sofort unterbrochen. Cashgame und Surrender-Tische eingestellt.
Ohne zu grüßen und ohne ein Wort der Erklärung, wurden sofort Karten mit Nummern auf die Tische gestellt und sofort wurden Fotos gemacht. Von den Spielern, Dealern, Chips, Tisch und Karten wurden serienweise Fotos gemacht. Erst auf meine unnette Frage „was machts es Trotteln da jetzt?“ wurde mir erklärt dass es sich um eine ganz normale Untersuchung nach dem Glücksspielgesetz handelt. Meine Frage „und was wollts mit meim Brustfoto?“ wurde als „Beweismittel“ beantwortet. Wenn es sich um eine Untersuchung handelt – wofür Fotos von mir? So berühmt bin ich dann ja auch nicht.
Danach wurde mir ein äusserst unprofessionell gestaltetes Excel-Sheet unter die Nase gehalten mit dem BEFEHL das doch ausfüllen zu wollen. Natürlich wollte ich nicht, weil auf diesem Sheet hätte ich nicht nur meine Personalien angeben sollen, sondern auch meinen Chipstapel in Euro. Bei einem Turnier hat man bekanntlicher Weise keine Euro-Chips, sondern Turnier-Chips vor sich stehen. Ich weigerte mich also. Daraufhin holte der Finanzbeamte den Einsatzleiter der „normalen“ Polizei, welcher mir erklärte, dass ich mich ausweisen MUSS. Ich sagte ihm, dass ein normales Ausweisen kein Problem für mich darstellt, aber ich diesen schwachsinnigen und unprofessionellen Zettel defintiv NICHT unterschreiben werde.
Ich zeigte ihm meinen Ausweis und Ruhe war …. für die nächsten 8 Minuten.
Der Einsatzleiter der Finanzpolizei – ein recht breit gewachsener, aber noch sehr junger Herr – nahm sich meiner an und wollte mir abermals befehlen dieses Sheet zu unterschreiben. Ich erklärte ihm das mit Euro und Turnierchips nochmal ausführlich. So ausführlich, dass es sogar ein Toter verstehen hätte müssen. Wer mich kennt, weiss wieviel ich reden kann. Er überlegte gefühlte 10 Minuten – ohne ein Wort von sich zu geben. Nach diesen 10 Minuten meinte er: „Na dann streich ma halt des Euro weg und schreiben Turnierjetons hin.“ Zu meinem recht lauten Lachen gesellte sich Applaus dazu. „Und für de gscheide Idee hams 10 minuten braucht?“. Er hielt mir den ausgebesserten Zettel hin und ich füllte aus – ohne Unterschrift natürlich. – Die Turnierleitung sagte uns nachher, dass der Spielbetrieb eingestellt ist, und sie das Preisgeld durch die verbleibenden Spieler teilen. Somit hat jeder 95 Euro bekommen.
Bei den Cashgame-Tischen wurde für jeden einzelnen Spieler ein eigenes Protokoll angefertigt. Soviel ich mitbekommen habe haben die Spieler angeben müssen wieviel sie an den Tisch brachten und wieviel sie jetzt vor sich stehen haben. Lustiges Detail am Rande: eine nette Dame, die am Floormantisch platz nahm und die Listen in ihr Laptop eingegeben hat ist eine Spielerin im Alpha gewesen. In Anwesenheit ihres Chefs konnte ich mir die Frage leider nicht ersparen, welches Gefühl das für sie ist letzte Woche noch mit uns Spass am Pokertisch zu haben und heute schreibt sie unsere Namen auf. Die Antwort war eh schon klar „Kenn ich sie überhaupt?“. Ihr Chef schaute sie an – sie wurde knallrot. Antworten genug …..