Das Strafgericht Lugano TI hat am Freitag sechs Casino-Betrüger zu Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren und Geldstrafen verurteilt. Sie erschwindelten sich in der Spielbank in Lugano 2008 und 2009 mit gezinkten Karten rund eine halbe Million Euro.
Lugano. Das höchste Strafmass mit zwei Jahren Gefängnis trug ein im Tessin lebender 37-jähriger Italiener davon, der bei der Betrugsaktion als Spieler im Casino aufgetreten war. Er fehlte unentschuldigt bei der Verhandlung. Sein Urteil wurde daher nicht zur Bewährung ausgesprochen.
Die übrigen Beschuldigten erhielten bedingte Strafen, die zwischen 21 Monaten Gefängnis und Geldstrafen von 300 Tagessätzen à 30 Franken variieren. Bis auf einen gaben sie ihre Schuld während der Verhandlung zu. Ein Kroate, der als Sicherheitsmann im Casino tätig war, beteuerte sein Unschuld. Richterin Rosa Item glaubte ihm nicht. Er wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 14 Monaten verurteilt. Ausserdem muss er, wie die anderen auch, dem Casino einen Teil der Schadenssumme zurückerstatten. Sein Anwalt kündigte am Freitag Berufung an. Die Beschuldigten hätten gemeinschaftlich aber mit unterschiedlicher Verantwortung gehandelt, erläuterte die Richterin. Einen vorbestraften Italiener bezeichnete sie als Drahtzieher. Er soll die Anwerbung von Bandenmitgliedern übernommen haben. Offenbar schreckte er dabei auch nicht vor Gewaltandrohungen zurück.
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Vier der Beschuldigten arbeiteten zum Zeitpunkt des Betrugs im Casino. Sie waren als Supervisor und Sicherheitsleute tätig. Die Einschüchterungsversuche würden sie aber nicht entlasten, sagte die Richterin. Sie hätten die Polizei oder die Direktion der Spielbank informieren können. „Stattdessen kam ihnen ihr Anteil aus dem Geldgewinn auch ganz gelegen“, sagte Item. Die Betrugsmasche erfolgte beim „Black Jack“. Einer der Beschuldigten organisierte gezinkten Karten und liess sie über einen der Casino-Mitarbeiter an die Spieltische schmuggeln. Die Karten waren auf den Rückseiten markiert. Eingeweihte Spieler konnten anhand von unmerklich veränderten Symbolen erkennen, ob sie im Besitz eines guten Blatts waren. Die Richterin bestätigte, dass es der Gruppe auf diese Weise gelang, risikolos hohe Geldsummen zu erzielen.
Eine zweite Betrugsvariante funktionierte über eine heimliche Kooperation zwischen Spieler und Aufsichtspersonal am Roulette-Tisch. Der Spieler sprach Zahlen bewusst undeutlich aus. Die Aufsichtsperson behaupte anschliessend, der Spieler habe jeweils die Gewinnerzahl genannt.
Die Staatsanwaltschaft hatte für alle Angeklagten Freiheitsstrafen zwischen neun und 24 Monaten beantragt. Die Verteidigung verlangte Freisprüche für den Kroaten und einen 62-jährigen Ex-Casino-Mitarbeiter. Letzterer habe nur wegen der Drohungen mitgemacht, lautete die Begründung. Mehrere der Beschuldigten haben sich mit dem Casino Lugano, das als Privatkläger auftrat, bereits auf einen Rückzahlungsmodus geeinigt.
quelle: sda