Vorbei die Zeiten der allgemeinen Hofberichterstattung. Der einstige österreichische Paradekonzern Novomatic kann zwar nach wie vor imposante Bilanzen präsentieren, muss aber zunehmend mit einem Image-Problem kämpfen. In einer erschütternden Reportage auf derstandard.at gewinnt man Einblicke in das Leben eines automatensüchtigen Spielers, der seines wirtschaftliche Existenz nachhaltig vernichtet hat und jetzt mit therapeutischer Hilfe um einen Neustart kämpft.
Von Seiten der Regierungspartei SPÖ gab es zwar 2010 einen Parteitagsbeschluss, sich für ein bundesweites Verbot des sogenannten „kleinen Glücksspiel“ einzusetzen, aber den großen Zielen folgten dann keine entsprechenden Gesetze und Verordnungen. Ganz im Gegenteil, nach entsprechend trickreicher Interpretation der Automatenaufsteller, konnten die Höchstgrenzen der Einsätze massiv angehoben werden. Das ohnedies in die Kritik geratene Glücksspielgesetz aus dem Jahre 2010, hat damit den Interessen der Spielschutzes fahrlässig geschadet. Die Gewinnen der Automatenlobby dagegen sind wundersam gestiegen. In der aktuellen Reportage auf derstandard.at wird auf eine weitere Sammelklage von ehemaligen Automatensüchtigen hingewiesen. Es gilt den Nachweis zu bringen, dass der Marktführer Novomatic mit einem ausgeklügelten Spielsystem die gesetzlichen Limits für Einsätze und Gewinne umgeht und sich somit strafbar macht. Die Nachweis wäre auch für entsprechende Schadenersatzforderungen unumgänglich. Das Unternehmen sieht das selbstverständlich ganz anders und beteuert, sich an alle Gesetze und Vorgaben zu halten. Mal abwarten, ob die ehemaligen Spieler mit ihrer Sammelklage Erfolg haben werden. Jemand, der die Divergenz zwischen seinerzeitigen Absichtserklärung der Regierungspartei SPÖ und der gesetzlichen Umsetzung besonders gut erklären könnte, wäre schnelle gefunden. Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer verstärkt seit Mitte Mai 2013 den Aufsichtsrat der Novomatic Deutschland-Tochter Löwen Entertainment. Selbstverständlich gilt für Alfred Gusenbauer die Unschuldsvermutung. Wahrscheinlich wäre ihm ein Job bei Gazprom auch viel lieber gewesen. Aber man nimmt, was man eben bekommt. Und wie und wem man gibt, weiß die Novomatic genau.
Quelle: derstandard.at
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