Da bin ich wieder. Frisch, frei, fröhlich und ungebrochen. Alles haben sich wieder lieb und mich mag hoffentlich weiterhin kaum einer. Selbstverständlich habe ich meine Leser vermisst und die spannenden Kommentare sowieso. Es war eine harte Zeit so ganz alleine und im doppelten Sinne zum Stillschweigen verdammt. Noblesse oblige und den Rest kennt man. Den ganzen Sommer und den halben Herbst habe ich mit Boxern, Bikern und bestenfalls halbbekleideten Mädchen verbracht. Da vermisst man den Casino-Duft und den Rest sowieso. Obwohl, es würde sich schon ganz gut leben lassen, wären da nicht all der Unrat an bösen Gerüchten und Verleumdungen. So manche Nachricht hat mich per Facebook erreicht mit wirren Thesen und amüsanten Mutmaßungen. Gehen wir es der Reihe nach durch.
Nein ich war nicht eingesperrt. Unter anderem, weil ich ein braver Junge war. Bloß weil ich Zeit mit angeblichen bösen Jungs verbringe, bin ich noch lange keiner von ihnen im strafrechtlichen Sinne. Und nein, ich war auch in keiner psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Ganz im Gegenteil, mein letzter Therapeut hat mich rausgeschmissen. Ich glaube, die wollen nichts mit mir zu tun haben, die von den Psychoarbeitern. Ich verwirre sie zu sehr und das macht ihnen Angst. Leider bin ich auch keiner tantrischen Sekte beigetreten und keine Priesterinnen haben sich um meinen Stab des Lichtes gekümmert. Im Lotto habe ich auch nicht gewonnen, wohne unter keiner Brücke und dementiere entschieden, dass mir Udo Gartenbach eine monatliche Apanage garantiert hätte, würde ich ihm in Zukunft das Revier der schönen Pokerworte alleine überlassen. Ganz im Gegenteil, Udo hat sogar eine gewisse Teilschuld an meinem Comeback. Sein beeindruckendes Axiom von Hechingen: „Poker bietet alles was Poker zu bieten hat“ ist für mich mehr als nur eine kleine Herausforderung. Wenn sich mit solchen Gedanken immer noch Geld verdienen lässt, will ich bitte schön auch meinen Anteil am Kuchen der krausen Thesen haben.
Apropos Geld. Zugeben, ich hatte große Pläne. Leicht und viel wollte ich haben vom Mammon , aber irgendwie klebte mir die Seuche am Portemonnaie. (Wen es interessieren sollte, für das Wort „Portemonnaie“ brauche ich rechtschreibtechnisch immer fünf Versuche und liege dabei immer so daneben, dass mir nicht mal das Korrekturprogramm helfen kann“.) Wo war ich stehen geblieben? Ach ja bei den großen Plänen und dem leichten Geld. Erst wollte ich als Vermögensverwalter von Vladimir Geshkenbein anheuern. Keine Ahnung woran das schlussendlich gescheitert ist. Dann hatte ich mich bei der EPT als Generaldirektor beworben mit einem bahnbrechenden Konzept. Alle Events hätten ab sofort in Wien stattfinden sollen bei uns im Kaffeehaus, nur die Carribean Open hätten wir im Strandkaffee an der Alten Donau gespielt. Hoffe Sandra Naujoks legt ein gutes Wort für mich ein. Von den Insel-Jungs habe ich zumindest keine Absage bekommen. Vielleicht überlegen sie noch.
Enttäuscht wurde ich nur von meiner Nürnberg/Augsburg-Connection. Ein gefährlicher Türke – und bei uns gibt es eine Menge gefährlicher Türken – hatte einst zu mir gesagt. „Bruder wir vergessen dich nicht. Du hast immer korrekt geschrieben in Sachen Ali T. und wenn du mal einen Job brauchst, kannst du in jedem illegalen Hinterzimmer zwischen Erlangen-Süd und Meitingen anfangen. Musst du nicht dealen Bruder, bist du gleich Floorman oder so.“ – Wie auch immer, ich habe mich mehrfach beworben mit Foto und entschöntem Lebenslauf, aber nichts war da mit einem Job. Seit einiger Zeit geht Ali T. nicht mal ans Handy, wenn ich anrufe. Keine Ahnung, vielleicht sollte ich mal persönlich vorsprechen und meine Rechte auf einen gesicherten Arbeitsplatz einfordern. Ich bleibe da jedenfalls dran, weil diese Chance bekommt man nur einmal.
Obwohl, wenn ich zur Abwechslung mal wirklich ehrlich bin, war es wohl meine beleidigte Eitelkeit, die mich auf diese schnuckelige Seite zurück treibt. Kürzlich bei einem meiner raren Casinobesuche lud mich der Floorman, den ich einst eingestellt (oder gefeuert?) hatte auf ein Getränk ein. „Dragica, bring dem Götz ein kleines Bier aufs Haus.“ „Wem bitte?“ sagte die junge Dame freundlich aber verwirrt, obwohl ich unmittelbar daneben stand. In einer Casinowelt, wo die serbischen Kellnerinnen meinen Namen nicht kennen, will ich einfach nicht leben und deswegen bin ich wieder hier in meinem Revier. Möge die Übung gelingen und mögen die Hater gnädig sein. Mehr will ich gar nicht und mehr kann man gar nicht verlangen. In diesem Sinne: man liest sich wieder. – Selbstverständlich auf Hochgepokert.com.
Götz Schrage