Und wieder ist ein gut dotierter Job knapp an mir vorbei geschrammt. Beziehungsweise, wenn ich das Ganze ehrlich analysiere, habe ich die Chance fahrlässig an mir vorbei geschubst. So wie immer halt. Ich bin manchmal so dumm. Dümmer, als es mir meine noch dümmeren „hater“ unterstellen. Irgendwie fehlt mir das Erfolgsgen und das kann man sich nicht im Bioladen kaufen. Ich habe extra noch gefragt und es ist absolut nicht lieferbar. Immerhin konnte ich Material für diese Kolumne sammeln und ein wenig rührt mich dieser Optimismus. So unglaublich es klingen mag, es gibt immer Investoren, die möchten ins österreichische Cardroom-Business einsteigen. Obwohl sich da schon Dutzende eine blutige Nase geholt haben, finden sich immer noch Unentwegte, die auf die schwerstmöglichste Art das leichte Geld verdienen wollen. In der Regel endet das Ganze mit einem Desaster, aber bis dahin lässt sich als hochrangiger Mitarbeiter gutes Geld verdienen. Acht Monate ist der statistische Mittelwert für die erste Auflage. Spätestens nach sechs Monaten brennt die Kassa lichterloh und wer sein letztes Gehalt nicht am Monatsersten im Voraus bekommt, bekommt es nie.
Von der Rechtslage kann ich es nicht beurteilen. Von der Rechtspraxis kann ich das Wagnis prinzipiell nachvollziehen. Die juristische Großwetterlage gibt durchaus Grund für Optimismus. Vorbei die Zeiten, in der alle österreichischen Cardrooms vor der „SOKO Glücksspiel“ zittern mussten, oder zumindest glaubten zittern zu müssen. Wir erinnern uns ja zwölf Monate zurück. Liebe in Zeiten der Razzia und den letzten Floorman beißen die Hunde. Dank der guten Anwälte der Concord-Gruppe reichte es maximal zu einem kleinen Strohfeuer. Ich erinnere mich an eine Razzia in Graz und dann der unvergessene Auftritt der „SOKO Glücksspiel“ im Poker Royal Kufstein. Tief im Westen des Landes gab es ein letztes Lebenszeichen der alten Seilschaften. Staatsnaher Mitbewerber zündet so lange eine befreundete Partei an, bis diese wiederum die parteinahen Freunde in der Exekutive anzündet und irgendwann marschiert dann ein Störtrupp in Kufstein, damit sich die Gäste unwohl fühlen. Solche Methoden kenne ich sonst nur aus einem ganz anderen Milieu, aber egal, es hat ohnedies nicht funktioniert und die „SOKO Glücksspiel“ ist seitdem im von oben verordneten Ruhemodus.
Doch zurück zu meinem möglichen Job. Obwohl, jetzt ist er kein möglicher mehr. Jetzt gibt es weder Job noch Projekt (wie ich annehme). Kennen Sie das Gegenteil zu einer Bewerbung? Nicht? Ich habe das Konzept selbst entwickelt und beherrsche die „Entwerbung“ souverän und perfekt. Hoffnungsvoller Finanzier bildet sich etwas ein und will mir sogar etwas davon abgeben. Vielleicht will ich ja anfänglich nur die zu hohen Erwartungen eindämmen. In gewisser Weise als Selbstschutz, um dann nicht etwa unerreichbaren Zielen und Umsätzen hinterher hecheln zu müssen. Irgendwann allerdings kippt das Ganze. Es beginnt die konkrete Phase der „Entwerbung“ und am Ende meines Sermons über die kaputte Szene der Spieler gibt es keinen Job mehr für mich und auch kein Projekt. Irgendwie dämlich, aber irgendwie auch typisch. Mit Ehrlichkeit ist man in dem Geschäft noch nie weit gekommen und irgendwie wurmen mich diese Meetings dann auch im Nachhinein. Vielleicht der Snobismus des Alters und meine Unlust bei einem chancenlosen Projekt ohne Chance dabei zu sein.
Immerhin wurde ich auf meinen Kaffee eingeladen. Dabei habe ich meinen besten Tipp für den angehenden Casino-Investor noch für mich behalten. Für den will ich am freien Markt wirklich Kohle haben. Da lasse ich mich nicht mit einem Kaffee und einem Stück Kuchen abspeisen. Diesen goldenen Ratschlag habe ich mir exklusiv für meine treuen Leser aufgehoben und die bekommen meine Weisheiten wie immer umsonst. Wenn Sie einen Cardroom aufsperren wollen meiden Sie unbedingt innerstädtische Lagen und eröffnen Sie ihr Lokal immer so nah wie möglich bei einem Gemüsemarkt. Ohne Markt kein Tagesgeschäft. Dort wo Gurken, Tomaten und Kartoffeln verkauft werden, hat man zumindest eine Chance auf einen Nachmittagstisch zum Start ins Geschäft. Zur Rechtslage muss man sich, wie bereits erwähnt, momentan keine wirklichen Sorgen machen. Die Lage ist so verworren, da wird sich wohl bis zum Jahresende keine Behörde ernsthaft bewegen. Angeblich wird ja 2014 alles anders in der Bundeshauptstadt. Das sogenannte „Kleine Glücksspiel“ wird es in der jetzigen Form nicht mehr geben. Aber das kann Ihnen ernsthaft egal sein. Bis dahin hat Ihr Etablissement mit ziemlicher Sicherheit wieder geschlossen. Immerhin haben Sie dann lebenslange Freunde an den Obstständen. Das bedeutet, Sie bekommen die guten Pfirsiche und hie und da ein paar Extrakirschen umsonst. Wenn Sie einen tüchtigen Manager haben möchten, setzen Sie sich mit mir in Verbindung. Ich komme gerne zu jedem Bewerbungsgespräch solange es frischen Kuchen gibt. Mehr an Kosten fallen dann nicht an. Versprochen.
Götz Schrage