Phil Ivey galt einst als der beste Poker-Spieler der Welt. Als er 2009 die Bracelets #7 und #8 gewann und er den Final Table des Main Events erreichte, waren sich alle Poker-Medien sicher: Er ist die zukünftige Nummer 1. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis er Phil Hellmuth Bracelet-Rekord brechen würde. Doch mittlerweile ist Ivey mehr eine Randfigur, die man höchstens bei den Super-Highroller Turnieren findet. Gesprächig ist er lange nicht und sein Image bröckelt, wenn nicht schon zerstört.
Phil Ivey galt einst als der beste Spieler der Welt. Erbe von Stu Ungar, Newcomer des 21. Jahrhunderts, Best Player in the World, Player of the Universe – zahlreiche Schlagwörter und Überschriften der Superlative gingen über die Ladentheke. Doch 5 Jahre später ist der Name Phil Ivey stark beschmutzt. Woran liegt dieser Image-Wandel? Ist Ivey Opfer des Systems oder doch nur ein weiterer Betrüger?
Angefangen hatte alles mit dem Black Friday der Pokerszene. Ivey, damals Full Tilt Pro, bekannte sich öffentlich gegen Full Tilt und gab an, dass Verhalten der Personen hinter Full Tilt nicht zu unterstützen. Deshalb verzichtete er offiziell auf die damalige World Series. Doch schnell wurde allen klar, dass seine Äußerungen ausschließlich egoistisch waren. Er versuchte seinen eigenen A… zu retten, um sich von Full Tilts damaliger rechtlichen Situation bzw. dem Nichtauszahlen der Spieler zu distanzieren. Phil Ivey war einer der Hauptanteilseigner von Full Tilt und hat von deren Geschäften wie kaum ein anderer profitiert. Wenn er sich wirklich um die Spieler gesorgt hätte, dann hätte er vielleicht andere Vorschläge gehabt. Zum Beispiel jeden Cent von den Millionen, die er durch Full Tilt Verdient hat, zurückzugeben, um die Spieler auszuzahlen. Ähnlich hatte es Tom Dwan vorgeschlagen, der keiner der Eigner war. Doch Phil Ivey legte stattdessen Klage ein und forderte $150.000.000.
Iveys Name wurde kurz darauf im Zusammenhang mit den möglichen zukünftigen Investoren genannt. Der Ausnahmespieler hatte nämlich mit seiner Klage nicht nur den Marktwert der Firma in den Keller getrieben, sondern auch ’seine‘ Investoren an den Verhandlungstisch gebracht. Kaum war ein Vertrag unterzeichnet, dass diese Investoren für mehrere Wochen exklusive Verhandlungsrechte genießen, legte Ivey die Klage ab.
Auf gosugamers.net tauchte dann eine News auf, dass Phil Ivey der mögliche ‚Inside Man‘ sei, der Full Tilt an das Department of Justice verraten haben soll. Die Aussage beruht auf der Tatsache, dass beim DOJ auch von einer Person geredet wird, die 40 Millionen Dollar von Full Tilt erhielt und bisher 4,4 Millionen nicht zurückzahlen konnte. Da Phil Ivey Full Tilt angeblich noch rund 6 Millionen schuldete, ging gosugamers.net von ihm aus. Durch den Kontakt zu den Investoren hatte er Einsicht in die Machenschaften von Full Tilt Poker und konnte sich gegen mögliche Strafen absichern. Phil Ivey hat zwar immer behauptet keine Rolle bei Tiltware LLC zu spielen, doch die Zivilklagen gegen Full Tilt Poker, hätten auch dazu führen können, dass er Geld aus eigener Tasche zahlen müsste.
Danach wurde es ruhig um den einstigen Superstar und lange blieb es still. Im November 2011 kamen Bestechungsvorwürfe an die Presse. Phil Ivey wurde am 29.12.2009 offiziell von seiner Ex-Frau Luciaetta geschieden und wir berichteten im April 2010 über den Verkauf seiner Villa, der mit der Scheidung in Verbindung gebracht wurde. Wer jedoch dachte, dass der Fall damit vom Tisch sei, hatte sich getäuscht. Denn wie bekannt wurde, legte Luciaettas (Ex-Frau von Ivey) Anwalt, Bruce Shapiro, dem Obersten Gerichtshofs Nevadas neue Dokumente vor, nach denen die Objektivität des Vorsitzenden Richters, Bill Gonzales, angezweifelt werden darf. „Die Öffentlichkeit hat das Recht zu wissen, dass Objektivität die Richtlinie der Justiz ist“, so der „Antrag auf Ablehnung des Richters“ laut dem Las Vegas Review Journal. Das Familiengericht von Nevada begann den Fall zu verhandeln, nachdem beide Seiten sich im Dezember 2009 für die Scheidung entschieden hatten. Doch im Laufe des Prozesses kamen der Ex-Frau Phil Iveys immer wieder Zweifel an der Unvoreingenommenheit des Gerichts, welche durch die Belege über die Wahlkampfspenden Richter Gonzales zusätzliche Nahrung bekamen. Erfolg hatte sie allerdings nicht und das Gericht wies die Vorwürfe zurück.
2013 startete dann eine neue Trainings-Webseite namens „Ivey-Poker“. Die Werbetrommel wurde kräftig gerührt und zahlreiche Pros unter Vertrag genommen. „Von den Besten der Besten lernen“ war das Motto und viele Spieler machten sich sogar große Hoffnungen, vielleicht von Ivey selbst trainiert zu werden. Mit Lern-Videos, Coachings und bekannten Namen ist das offizielle Ziel: „teach the world to play better poker“. Doch mittlerweile ist die Poker-Community skeptisch geworden. Schnell läuten die Alarmglocken: Warum sollte Phil Ivey ausgerechnet mich und tausend andere Spieler coachen?
35 neue Pros wurden verpflichtet, unter anderem Greg Merson, Patrik Antonius, Dan Smith, Jen Harman, Dan Shak, Andrew Lichtenberger, Matt Gianetti und Lucille Cailly. Dann wurde die Free-to-Play Seite bei Facebook gelaunched und das große Projekt begann.
Längst gibt es im 2+2 Forum mehrere User, die der Meinung sind, Phil Ivey hat nur seinen Namen an die Seite verkauft. Nicht ein einziges Coaching soll von Ivey selbst kommen. Insgesamt wirke alles sehr verdächtig nach großer Werbetrommel. Klickte man beispielsweise bei der Seite IveyPoker auf die Coaching-Rubrik, wurde man auf die Leggo-Poker Seite umgeleitet. Diese wurde von Ivey selbst gekauft. Mittlerweile gibt es auf der iveypoker.com Seite nur noch einen Link zur Facebook-App, eine News-Rubrik und eine Mini-Bio der Pros. Aber der Trainings-Gedanke lebte 2014 neu auf. Auf seiner neuen Ivey Leaugue Online Poker Trainingsseite wollen Ivey und sein Team Online-Spielern durch Video-Unterricht und verschiedene Lernstufen ins „the right way“ Spiel einführen.
Fast zeitgleich behauptete Dan Bilzerian, dass Ivey Pleite sei. Der selbsternannte Playboy-König, der das Spiel mit den Medien liebt und nur allzu oft die ganze Welt an seinem gefährlichen Leben mit scharfen Waffen, heißen Frauen und jeder Menge Cash teilhaben lässt, behauptete im Interview mit Cardplayer: „Schau dir Tom Dwan an, er ist pleite. Und auch Phil Ivey ist jetzt broke gegangen. All diese talentierten Spieler, die jede Menge Kohle gemacht haben enden damit, dass sie alles wieder verschleudern. Die Liste der Pokerpros, die nicht pleite gehen, ist nicht besonders lang. Es ist verrückt“
Jetzt folgte aktuell eine weitere $9.600.000 Klage gegen Ivey, der in den Casinos beim Baccarat betrogen haben soll (Hochgepokert.com berichtete). Somit ist das Borgata Hotel Casino & Spa bereits das zweite Casino, dass gegen Phil Ivey im Rechtsstreit ist. In Großbritannien geht es gegen das Crockfords Casino und umgerechnet $12.000.000. Das Casino behauptet, dass Ivey bei dem Spiel „Punto Banco“ (eine Form von Baccarat) ebenfalls den Vorteil des Herstellungsfehlers ausgenutzt hat.
Immerhin gab es beim Pokern 2014 für Ivey wieder positive Schlagzeilen. Bei der Aussie Millions $250.000 Challenge gewann er im Februar $4.000.000. Es wäre schön, wenn es in Zukunft bei solchen Erfolgsmeldungen bleibt und Iveys Image wieder aufgebessert wird.