Das weltbekannte New Yorker Auktionshaus Christie’s hat zwei außergewöhnliche Exemplare in ihr Angebot aufgenommen. Zwei Bilder des berühmten amerikanischen Künstlers, Filmemacher und Verleger Andy Warhol sollen Mitte November versteigert werden. Der Eigentümer ist überraschenderweise die deutsche, staatliche Spielbankgruppe Westspiel. Mit dem erwarteten Verkaufswert von mehr als 100 Millionen Dollar sollen Defizite des Unternehmens ausgeglichen und eigene Casinos saniert werden.
Das Internet brachte und bringt der Gesellschaft viele Vorteile. Doch nicht wenige Unternehmenszweige bekommen die Schattenseiten der technologischen Errungenschaft knallhart zu spüren. Einer davon sind die Spielbanken. Das klassische Spiel stirbt aus und die junge Generation vergnügt sich lieber in der anonymen und bequemen Spielwiese des World Wide Web. Aus diesen Umständen resultierend, muss die Glücksspielbranche mit einem Live-Angebot seit Jahren herbe Rückschläge hinnehmen.
Der staatlich konzessierte Spielbankenbetreiber Westspiel, mit Standorten in Aachen, Bad Oeynhausen, Bremen, Bremerhaven, Dortmund-Hohensyburg, Duisburg und Erfurt hat in den vergangenen Jahren ein schwierigen Stand. Allein im Jahr 2012 musste man Verluste von 8 Millionen Euro bilanzieren. Trotz dieser erschreckenden Tendenz ist ein Casino in Köln in Planung, welches weitere Millionenen allein an Baukosten verschlingen wird.
Aber die Westspielgruppe hat ein Ass im Ärmel. Dieses Ass sind zwei Andy-Warhol-Gemälde („Triple Elvis“ von 1693 und „Four Marlons“ von 1966) mit einem geschätzten Gesamtwert von über 100 Millionen Euro. Diese wurden in den 70ern von öffentlichen Geldern zum einem Bruchteil des jetztigen Wertes zur Ausstattung des Casinos Aachen erworben. Die beiden Bilder sollen im kommenden November bei dem berühmten New Yorker Auktionshaus Christie’s unter den Hammer fallen und die Kassen wieder füllen.
Viele Kunstliebhaber und Politiker sind empört über die Pläne der Casinogruppe. So zum Beispiel Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU): „Es hat meines Wissens nach noch keine Landesregierung nationales Kulturgut veräußert, um damit Löcher im Haushalt zu stopfen.“
Die staatlich konzessierte Westspielgruppe ist ein Tochterunternehmen der NRW-Bank. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft schlägt sich auf die Seite der Casinogruppe mit der Begründung, dass die Gemälde kein nationales Kulturgut gemäß dem Kulturschutzgesetz seien. Des Weiteren seien die Bilder damals für einen Bruchteil des heutigen Wertes erworben worden und Westspiel müsse als rechtlich selbstständiges Unternehmen Investitionen aus vorhandenen Vermögenswerten bestreiten, so Kraft.
Quelle: spiegel.de