Gerade wenn wir über Turnierpoker sprechen ist es immer wieder auffällig wie viele Wege zum Ziel führen können. Man möchte uns immer einreden, dass es genau diese eine perfekte Spielweise gibt. Diesen einen optimalen Zug mit dem höchsten Erwartungswert. In einem Cashgame mag das noch eher zutreffen, aber in einem Turnier gibt es so viele Faktoren, die eine genaue Berechnung des Erwartungswertes schwer möglich machen. Das liegt gerade an sehr „weichen“ Faktoren wie Psychologie, die zumindest die Möglichkeit offen lassen, dass der Gegner vollkommen irrational handelt und man seine Züge nicht logisch nachvollziehen kann. Ein Turnier ist außerdem auf einen festen Zeitraum ausgerichtet, nämlich bis nur noch ein Spieler übrig ist.
Eine Entscheidung, die man jetzt trifft kann auch zwei Stunden später am Finaltisch noch relevant sein. Je kürzer man die Zeitspanne fasst (ein Zug, eine Hand, mehrere Hände, ein Blindlevel, zwei Stunden, vom Anfang bis zum Ende) desto schwieriger wird es nachvollziehbar auf einen Erwartungswert zu kommen, der uns sagt wie gut eine Spielweise tatsächlich ist. Wenn ich zum Beispiel ein bestimmtes Image pflegen möchte um dieses dann wenn die Geldsprünge möglichst groß sind, entsprechend auszunutzen, ist es in Ordnung auch Entscheidungen mit niedrigerem Erwartungswert zu treffen. Frei nach dem Motto jetzt 100 Euro aufzugeben um später eine bessere Chance auf 50.000 zu haben…
Pokerturniere haben eine ganz besondere Dynamik, die eine der Kreativität keine Grenzen aufzeigt. Bestes Beispiel ist eine „Donk-Strategie“, die in „Poker mit Kill Phil“ von Blair Rodman, Kim aka Steven Heston Lee und LeeNelson. Sicherlich nicht die bekanntesten Autoren, die jedoch eine eindrucksvolle Strategie zeigen, die es ermöglicht ohne wirkliches Wissen die besten Pokerspieler der Welt zu schlagen. Und das funktioniert auch sehr gut in einem Turnierfeld in dem das Niveau sehr hoch ist. Blair Rodman hat es selbst einige Male in WSOP Events getestet. Natürlich sollte niemand auf so einer Strategie aufbauen wenn er im Poker wirklich langfristig erfolgreich sein möchte. Aber zum Beispiel für eingefleischte Cashgame Spieler, die das erste mal an einem großen Turnier teilnehmen dürfen, ist das eine echte Option. Denn die Kill Phil Strategie funktioniert in einem Turnier sicherlich besser als eine Cashgame Strategie.
Ein anderes Extrem der Turnierstrategie stellt dann wiederum „Kill Everyone“ dar. Zwar geschrieben von den gleichen Autoren aber nach wie vor eines der fortschrittlichsten Turnierbücher auf dem Markt. Hier geht es nicht mehr darum die Strategie zu vereinfachen, sondern kompliziert zu machen. Es wird mit vielen mathematischen Modellen, unter anderem auch ICM gearbeitet und jeder, der dieses Buch wirklich durchgearbeitet hat, wird eine Menge mitnehmen können. Gleiches gilt für „Raiser’s Edge“ von Bertrand Grospellier, alias ElkY. Dieser Name sollte jedem Pokerspieler ein Begriff sein. Es ist auch schwer noch nicht von ihm gehört zu haben, immerhin hat Elky schon über $10 Mio an Preisgeldern gewonnen und hält außerdem noch den Multi-Tabling Weltrekord. Sein Buch ist auch gut zwei Jahre nach der Veröffentlichung ein Muss für jeden Turnierspieler und zeigt weitere Möglichkeiten um erfolgreich Pokerturniere zu überstehen.
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