Wer die Poker-Szene beobachtet, stolpert immer wieder über fünfstellige Pötte, unfassbar hohe Preispools und High-Roller-Turniere die einzelne Spieler in die höchsten Sphären jedes Rankings katapultieren. Was allerdings meist verborgen bleibt sind die wirklich hohen Partien unter Spielern, die sich nicht durch die Limits gekämpft haben um High Stakes zu spielen, sondern die auf anderem Wege zu Geld gekommen sind. Diese Zocker spielen nur zum Spaß um Einsätze die jedem Pro vor Furcht erstarren lässt.
Oft sind die Identitäten dieser Spieler nicht bekannt, da die meisten das Rampenlicht scheuen. Zwei Namen die man in dem Zusammenhang jedoch öfter hört sind Dan Bilzerian und Rick Salomon. Daneben stehen eher anonyme Geschäftsleute aus Asien oder Südamerika. Solche Zocker spielen meist nicht im Fernsehen oder in der Mitte eines öffentlichen Casinos, sondern vielmehr in privaten Runden die nicht von den Medien einsehbar sind. Der Pokerinteressierte erfährt von solchen Spielen wenn überhaupt über Umwege.
So äußert sich Dan Bilzerian ab und an mal zu seinen Erfolgen am grünen Filz. Nachdem er aus Südamerika zurück kam ließ er sich einst vor dem Privatjet photographieren und kommentierte, dass er an dem Wochenende einem Businessman einen hohen einstelligen Millionenbetrag abgenommen habe. Ein weiteres Mal berichtete er von einem Millionenverlust und riet im gleichen Atemzug davon ab einen arabischen Scheich zu bluffen. Später trat er bei Howard Stern auf und sagte diesem auf Nachfrage, dass er in dem Jahr ganze 50 Millionen Dollar beim Pokern gewonnen habe. Nun muss man berücksichtigen, dass Dan Bilzerian das mit Abstand abgehobenste Großmaul im Karten-Circus ist und man seine Aussagen lieber nicht auf die Goldwaage legen sollte. Allerdings sind solche Geschichten kein Einzelfall. Kürzlich ist von Rick Salomon, der nicht nur die männliche Hauptrolle im Paris-Hilton-Sex-Tape übernommen hat, sondern anschließend gleich zwei Mal mit der Mutter aller Blondinen Pamela Anderson verheiratet war, ähnliche berichtet worden. Im Scheidungskrieg trat die Baywatch-Nixe mit der Information an die Öffentlichkeit, dass der gute Rick im letzten Jahr die Summe von 40 Millionen Dollar beim Pokern gewonnen haben soll. Im wesentlichen sei ihm das durch ein Aufeinandertreffen mit dem Milliardär Andrew Beal gelungen. Es ist kein Geheimnis, dass Rick Salomon seit Jahren ein passionierter High-Roller ist. Der Hollywood-Produzent hat sich bereits zwei Mal in das berüchtigte One Drop eingekauft und davon einmal dick gecasht. Dabei hat er das Publikum mehrfach mit einer Bereitschaft zu Bluffen beeindruckt, die andere nur von 10€-Homegames am Küchentisch kennen. Das erhärtet den Verdacht, dass Spieler, die Ivey, Dwan und Trickett sicher nicht das Wasser reichen können, in den wirklich saftigen Partien sitzen, zu denen starke Pros keinen Zutritt erhalten.
Eine weitere Runde dieses Stils war das berühmte „Mollys Game“, welches regelmäßig unter der Crème de la Crème Hollywoods ausgetragen wurde. In diesem inoffiziellen Game saßen Erzählungen nach nicht nur Charaktere wie Tobey Maguire, Leonardo di Caprio und Ben Affleck, sondern auch berühmte Sportler, Politiker und Milliardäre. Auch hier war von namhaften Pokerprofis keine Rede. Aufgeflogen ist das Spektakel durch das FBI, welches die Runde im Zusammenhang mit der russischen und italienischen Mafia observierte.
Ebenfalls legendär sind die hohen Partien in Macao die auch inoffiziell ausgetragen werden und bei denen es zu Händen kommen soll in denen sich zweistellige Millionenbeträge in Hong Kong Dollar in der Mitte des Tisches sammeln. Hier sind auch hin und wieder westliche Pros vertreten. Allerdings verhalten sich diese in der Regel höchst diskret. Zu groß ist die Angst aus dem Schlaraffenland verbannt zu werden. Gus Hansen hat mal gesagt, dass er mehrfach von den Spielen ausgeschlossen wurde weil ihn einzelne Spieler für zu gut hielten und sich nicht dazu im Stande sahen ihn zu schlagen.
Dieser Trend blieb auch den Casinos nicht verborgen. So haben immer mehr Spielbanken Räume eingerichtet, in denen man privat spielen kann. Es ist also möglich alle Vorzüge des Casinos zu nutzen und dennoch selbst entscheiden zu können wer sich mit an den Tisch setzen darf und wer nicht. Für die Businessmen ist es verständlicherweise nicht hinnehmbar, dass sie stets Gefahr laufen von Pros ausgenommen zu werden, obwohl sie nur eine gesellige Kartenrunde genießen wollen.
Wenn man diese Runden mit denen der Profis vergleicht fällt vor allem eines direkt auf. Die Pros spielen regelmäßig gestaket und +ev. So reduzieren sie ihr Risiko broke zu gehen und haben dennoch eine positive Gewinnerwartung. Als Gamblen kann man deren Vorgehen kaum bezeichnen. Vielmehr grinden sie weil es ihre Art ist ihr täglich Brot zu verdienen. Die Frage ist dabei nur ob High Stakes noch High Stakes ist, wenn der Pro nur so wenig an sich selbst hält, dass er die Limits auf denen er spielt eigentlich gar nicht rechtfertigt. Die Businessmen jedenfalls spielen die Stakes der Tische an denen sie sitzen. Gewinne und Verluste sind bei ihnen jeweils ernst zu nehmen. So darf man also davon ausgehen, dass die Businessmen, die bei den High-Roller-Turnieren ins Geld kommen auch wirklich die Beträge kassieren die sie dort gewinnen. Der Pro dagegen casht fünfstellig und klagt im anschließenden Interview über die hohen Reisekosten beim Tour-Stop in Monte Carlo.
Euer „Real Mick Mack“