Jeder der eine neue Pokervariante erlernen möchte sollte sich zuerst mit den Regeln und dem Ablauf vertraut machen. Sobald man das alles in Griff hat, sollte sich jeder mit der richtigen Auswahl der Starthände vertraut machen. In diesem Pro-Tipp befassen wir uns mit Limit Seven Card Stud. Der erfahren Seven Card Stud Spieler und Poker Pro Erich Kollmann aus Österreich gewährt euch einen Einblick in das Regelwerk und gibt einige Tipps, welche Starthände stärker oder schwächer einzuschätzen sind.
Seven Card Stud
Eine interessante Variante des Pokerspiels ist das Seven Card Stud Poker. Für mich war das der Beginn und Einstieg vor 17 Jahren in den Casinos Austria. Leider wird es immer weniger gespielt, speziell bei der jungen Generation ist es nicht sehr beliebt. Zum einem ist es schwierig es im Fernsehen zu verfolgen, zum anderen ist es nicht so actionreich wie ein All-In im No Limit Hold’em.
Seven Card Stud wird meistens im Limit-Bereich gespielt, es ist ein sehr variantenreiches Spiel, man muss immer sehr konzentriert sein, um sich alle offenen Karten am Tisch zu merken. Dies ist ein wichtiger Faktor, um dann seine eigenen Karten richtig einschätzen zu können. Da dieses Spiel bei allen Mixed-Versionen immer dabei ist, wird es aber nun auch wieder interessanter für alle Spieler diese Variante zu lernen.
Da beim Seven Card Stud Poker zumeist eine Fixed-Limit-Variante gespielt wird, beginnt der Spieler, welcher die niedrigste offene Karte zeigt, die erste Setzrunde. Diesem Spieler wird sozusagen die Pflichteröffnung (forced bet) auferlegt und er kann weder checken noch passen. Die restlichen Spieler können dann wie gewohnt im Uhrzeigersinn callen, raisen oder folden. Da man zu diesem Zeitpunkt bereits etliche offene Karten am Tisch liegen hat, (je nach Anzahl der Spieler) kann man bereits hier schon sehr gut seine Chancen abschätzen, benötigte Karten noch zu treffen oder eben nicht. Nach Abschluss der ersten Setzrunde erhält ein jeder, noch im Spiel befindliche Spieler, eine zweite offene Karte. Diesmal beginnt aber nicht die niedrigste Karte, sondern ab sofort beginnt immer der Spieler, dessen offene Karten den höchsten Wert zeigen. Diesmal steht es aber dem Spieler auch frei zu passen. Anschließend bekommen alle im Spiel befindlichen Spieler eine fünfte bzw. eine dritte offene Karte und nach Abschluss der Setzrunde wiederum eine vierte offene Karte. Jeder Spieler, der noch im Rennen ist, hat somit bereits 6 Karten vor sich liegen, wobei die ersten beiden für die Gegner nicht ersichtlich sind. Nach einer weiteren Setzrunde erhält nun jeder im Spiel verbliebene Spieler eine siebente Karte, diese wird aber wieder verdeckt gegeben. Nach einer letzten Setzrunde muss nun jeder Spieler beim Showdown aus seinen 4 offenen und 3 verdeckten Karten eine möglichst gute Hand, bestehend aus 5 Karten, erstellen. Der Spieler, welcher den höchsten Wert mit 5 Karten erreicht, gewinnt den Pot. Somit unterscheidet sich Seven Card Stud Poker vom Texas Hold’em Spiel zwar nicht, was die Wertigkeiten der Hände betrifft, aber sehr wohl, welches Spielverhalten man an den Tag legen sollte. Im Unterschied zum Texas Hold’em erhält der Spieler, durch die offenen Karten der Gegner, einiges an Informationen, welche ihm weiterhelfen können. Nicht nur, dass man eventuell frühzeitig erkennen kann, dass der Gegner bereits mit einem Monster auf der Lauer liegt, sondern auch der Umstand, dass man seine benötigten Outs möglicherweise bei den anderen Spielern schon liegen sieht. Die große Kunst beim Seven Card Stud Poker ist, sich die offenen Karten der bereits ausgeschiedenen Spieler im Kopf zu behalten und somit die Anzahl der Outs, die mir oder dem Gegner helfen könnten, auf einen Bruchteil des Kartendecks zu reduzieren.
Mit einem Satz: Merkt man sich alle bereits offen da gewesenen Karten, so kann man sich schon im Voraus ziemlich gut ausrechnen, ob es sich lohnt weiterzuspielen. An einem Beispiel festgemacht: Es nützt uns ziemlich wenig, wenn die ersten 4 Karten suited sind, wenn ich am Tisch 8 offene Karten sehen kann, die meine Flush Outs wären. Somit kann ich im Vorfeld schon erkennen, dass mir nur noch eine einzige Karte im Deck helfen könnte und ich diese mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht treffen werde.
Gehen wir etwas näher auf gute und schlechte Starthände ein. Fangen wir dabei mit den besten Händen an:
Jeder Drilling – natürlich je höher desto besser – ist natürlich eine Premium-Starthand. Hände wie KKK oder JJJ haben beste Chancen auf den Sieg und das Schöne ist, dass sie auch recht gut verdeckt sind. Denn der Gegner sieht nur einen König oder einen Buben und sonst nichts. Er wird nicht damit rechnen, dass noch zwei davon verdeckt sind.
Auch verdeckte Paare wie AAJ sind sehr gut, denn es ist nur ein Bube sichtbar, nicht aber das Paar Asse. Ein Gegner mit zwei Königen oder Damen könnte denken, besser zu sein.
Aufeinanderfolgende Karten, am besten noch in der gleichen Farbe sind meine absoluten Lieblinge. Eine Hand wie 567 zeigt eine lächerliche 7 und der Gegner rechnet nicht mit einer guten Hand. Eine Straight ist mit solchen Händen gut möglich und das reicht meist zum Sieg.
Über schlechte Hände muss man nicht lange reden, denn jeder der etwas Hold’em spielen kann weiß wie sie aussehen. Was viele Hold’em-Spieler aber nicht sehen sind “verbrannte Karten”. Hat man zum Beispiel AKK und sieht am Tisch noch einige Asse und Könige hat man zwar eine eigentlich gute Starthand, aber diese hat wenig Chancen auf Verbesserung. Hier muss man gewaltig aufpassen, denn selbst gute Starthände können wegen verbrannten Karten schlecht werden. Jetzt werden Einige vielleicht vermuten, dass Seven Card Stud Poker ein ziemlich einfaches Spiel sein muss, wenn man so viel Informationen bekommt. Nun, so ist es natürlich auch nicht, denn anders als beim Texas Hold’em kann der Gegner z.B. auf einem Full House sitzen, ohne dass seine offenen Karten ein Paar zeigen oder er hat eine Straight, obwohl er offen 2 Paare zeigt usw. Seven Card Stud ist somit ein Spiel für Gedächtnis – Giganten, die das Thema Outs und Pot Odds perfekt beherrschen, aber nichtsdestotrotz ist es eines der großartigsten Pokervarianten überhaupt.
Ich spiele dieses Spiel nach wie vor sehr gerne und vielleicht wird es in Zukunft wieder mehr gespielt. Wenn man bei den H.O.R.S.E- und Mixed-Events teilnimmt, sollte man dieses Spiel auf alle Fälle sehr gut beherrschen.
Autor: Erich Kollmann