Wer Poker nicht nur spielt, sondern Poker liebt, der liebt auch die World Series of Poker (WSOP) in Las Vegas. Das seit 1970 existierende Event gilt mit seinen zahlreichen Turnieren heute als wichtigste Pokerturnier-Reihe der Welt. Die Historie der WSOP ist voll von spannenden Geschichten. Glaubt man beispielsweise einer heute angezweifelten Legende, gewann bei der ersten WSOP 1970 derjenige Spieler das Turnier, den die meisten anderen Teilnehmer zum zweitbesten Spieler gewählt haben. Der Artikel stellt diese und weitere Storys vor und präsentiert die Highlights der WSOP 2018.
Der Initiator der WSOP war Jack Binion
Casino-Besitzer Jack Binion lud 1970 sieben der besten US-amerikanischen Pokerspieler in sein Casino Binion’s Horseshoe in Las Vegas ein, um dort herauszufinden, wer der beste von ihnen ist. Das war der Startpunkt der WSOP. Die erste Turnierreihe unterschied sich immens von allen nachfolgenden. Das lag nicht zuletzt daran, wie der Turniersieger bestimmt wurde.
Die damaligen Teilnehmer waren Brian „Sailor“ Roberts, Carl Cannon, Crandall Addington, Doyle „Texas Dolly“ Brunson, Johnny Moss, Thomas „Amarillo Slim“ Preston und Walter „Puggy“ Pearson. Diese Spieler wählten am Ende des Turniers ihren Champion. Der Legende nach stimmte anfangs jeder der Spieler für sich selbst, sodass sich kein Sieger ermitteln ließ. Also wurde für eine zweite Wahl festgelegt, dass jeder den aus seiner Sicht zweitbesten Spieler benennen soll. Bei dieser Wahl nannten die meisten Spieler Johnny Moss. Moss siegte übrigens auch bei den Hauptveranstaltungen der WSOP der Jahre 1971 und 1974. Der einzige Pokerspieler, der bisher ebenfalls dreimal das Main-Event der WSOP gewinnen konnte, war der 1953 geborene US-Amerikaner Stu Ungar. Sein aus großen Erfolgen und ebenso großen Niederlagen bestehendes Leben endete relativ früh 1998 und wurde im Film „High Roller: Die Stu Ungar Story“ verfilmt.
Frauen sind noch selten an der Spitze
Bereits ein Jahr nach der ersten WSOP wurde der Poker-Weltmeister nicht mehr durch Wahl ermittelt, sondern durch das sogenannte Freeze Out. Die einzelnen Spiele werden hier nach und nach immer teurer für die TeilnehmerInnen, sodass mit der Zeit immer mehr aufgeben müssen. Am Ende bleibt der Weltmeister übrig. Und das Wort „der“ passt in diesem Fall, denn eine Frau hat das WSOP Main Event bisher noch nicht gewonnen.
Anders sieht das beim europäischen Ableger aus: Die World Series of Poker Europe (WSOPE) entstand 2007 und seit 2013 gibt es auch die World Series of Poker Asia Pacific (WSOP APAC). In der allerersten WSOPE siegte die Norwegerin Annette Obrestad 2007 und wurde damit zugleich der jüngste Mensch, der bei einem WSOP-Turnier ein Bracelet gewonnen hat. Ein Bracelet (Armband) ist seit 1976 neben dem Preisgeld der Gewinn, den Turniersieger bei der WSOP erhalten. Der Spieler, der bisher die meisten Bracelets gewinnen konnte, ist der US-Amerikaner Phil Hellmuth mit 14 Bracelets.
Chris Moneymaker: vom Nobody zum Superstar
Chris Moneymaker nimmt in der mit vielen spannenden Geschichten verbundenen Historie der WSOP eine Sonderrolle ein. Warum? Weil er einen phänomenalen Aufstieg hinlegen konnte und viel verändert hat. 2003 war er als Buchhalter beschäftigt und hatte sich mit einem Einsatz von 39 US-Dollar im Onlinepoker für die WSOP qualifiziert. Dort siegte er. Er wurde Poker-Weltmeister und ging mit der stolzen Summe von 2,5 Millionen US-Dollar nach Hause.
Das ist eine jener Geschichten, die die Leute lieben: Man kann es schaffen. Man steigt als kleiner Fisch in ein Pokerturnier ein und verlässt es als Superstar. Und es war eine Geschichte, die sowohl der WSOP als auch dem Onlinepoker zu einem Boom verholfen hat. Zahlreiche Menschen entdeckten damals Online Poker für sich. Sie fanden mit kleineren und größeren Einsätzen heraus, wie viel Spaß Poker bereiten kann. Einige spielten nur als spannendes Hobby, andere mit größeren Ambitionen. Für beide gilt: Chris Moneymaker wurde zum Vorbild.
Der WSOP bescherte der Sieg Moneymakers eine deutlich steigende Teilnehmerzahl. Zum Vergleich: 2001 und 2002 nahmen jeweils etwas über 600 Menschen an der WOSP teil. Im Jahr 2003, als Chris das Main-Event der WSOP gewann, gab es etwas über 800 TeilnehmerInnen. 2004 waren es bereits über 2500 und 2005 über 5.000 Personen. Einen Rekord gab es dann 2006 mit über 8.500 teilnehmenden Menschen. Diese Zahl wurde seither nicht mehr erreicht. Auf der anderen Seite sank die Teilnehmerzahl aber seither auch nie wieder unter die 6.000er Marke und lag 2017 bei über 7.000.
Noch mehr Pokerlegenden und Stars
Keine Frage: Die WSOP hat Stars hervorgebracht und immer wieder auch Stars aus anderen Bereichen wie Schauspiel oder Sport angezogen. Ein weiterer durch die WSOP bekannt gewordene Pokerstar ist zum Beispiel Pius Heinz. Er gewann die WSOP 2011 und ist bisher der einzige Deutsche, der das WSOP Main Event als Poker-Weltmeister verließ.
Zu den Stars anderer Bereiche, die bisher an WSOP Turnieren teilnahmen, gehören so große Namen wie Ben Affleck, Matt Damon und Jennifer Tilly. Ebenfalls bei der WSOP mitgespielt haben beispielsweise Sportler wie der Boxer Lennox Lewis und der deutsche Fußballspieler Mario Basler. Und die deutsche Tennislegende Boris Becker nahm 2017 an der World Series Of Poker Europe im King’s Casino teil.
2018: Auf ein Neues.
Natürlich hat der WSOP nicht nur eine Glanzseite. Er kann enormen Stress für die Spieler bedeuten. So schrieb beispielsweise Autor Frieder Schilling im Spiegel-Artikel „Mit ein paar Karten zum großen Geld“ über die WSOP 2007, dass die Bedingungen für die Spieler alles andere als optimal seien. Der Artikel beschreibt die Atmosphäre während eines Turniers sehr gut. Es (das Turnier) sei ein Bienenstock und alle drei Minuten passiere irgendein Skandal, wird die deutsche Pokerspielerin Katja Thater im Artikel zitiert.
Trotz (oder gerade wegen?) dieser Umstände gilt: Die WSOP fasziniert. Jedes Jahr aufs Neue. 2018 geht das Event bereits in die 49ste Runde. Stattfinden wird die WSOP 2018 vom 29. Mai bis zum 17 Juli 2018. Laut offizieller WSOP-Seite gibt es in diesem Jahr insgesamt 78 offizielle Gold Bracelet Turniere, wobei das Main-Event vom zweiten bis zum 14. Juli steigt. Zu den Turnieren gehört beispielsweise:
- das $100,000 No-Limit Hold’em High Roller am ersten Juni,
- die MILLIONAIRE MAKER No-Limit Hold’em Turniere am neunten und zehnten Juni mit einer Garantiesumme von einer Million US-Dollar für den Gewinner und einem Buy-In von jeweils 1.500 US-Dollar sowie
- das WSOP MAIN EVENT und
- das Turnier „The Big One for One Drop“ mit einem Buy-In in Höhe von einer Million US-Dollar.
Das ist nur ein kleiner Auszug der Turniere, die während der WSOP 2018 starten. Eine vollständige Liste gibt es auf WSOP.com. Hier ist viel Geld im Spiel. Hier wird es große Siege geben. Und enttäuschende Niederlagen. Alles vorhanden für große Dramen und glänzende Heldengeschichten.
Freuen wir uns darauf.