Spitzenreferenten aus Kanada, Großbritannien, Deutschland und Österreich zu Gast bei Spielerschutztagung von Casinos Austria und den Österreichischen Lotterien
Spielerschutz und Suchtprävention standen am 14. Mai 2019 bei der 16. Responsible Gambling Academy (RGA) wieder im Fokus. In ihrer Begrüßung betonteGeneraldirektorin Mag.a Bettina Glatz-Kremsner die Bedeutung von Responsible Gaming für die Unternehmensgruppe und unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Konferenz als Weiterbildungsmaßnahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Glatz-Kremsner hielt weiter fest, dass die RGA sich nicht nur zu einer unverzichtbaren Veranstaltung mit internationaler Bedeutung entwickelt hat, sondern für die Unternehmensgruppe selbst extrem wertvoll ist. Zahlreiche Maßnahmen zum Spielerschutz wurden aus Vorträgen internationaler Referenten entwickelt und in der Gruppe implementiert. Dazu gehören diverse Jugendschutzprogramme oder das Online-Tool „Mentor“, das gemeinsam mit Prof. Dr. Mark Griffiths von der Nottingham Trent University entwickelt wurde. Das Programm gibt unseren Online-Spielteilnehmern die Möglichkeit, ihr Spielverhalten einzuschätzen und zu vergleichen.
Der vielfach ausgezeichnete britische Verhaltenspsychologe Prof. Dr. Mark Griffiths war heuer bereits zum fünften Mal als Referent dabei und erläuterte in seinem Vortrag ein 6-Punkte-Programm, mit dem Glücksspielabhängigkeit identifiziert werden kann. Dabei sei für Suchtverhalten nicht unbedingt ausschlaggebend, wieviel Zeit man mit Glücksspiel verbringt, sondern welche negativen Auswirkungen das Spielen auf den jeweiligen Menschen und sein Umfeld hat. Griffiths gab weiters Einblicke in die Begrifflichkeiten Gaming und Gambling und stellte dabei fest, dass die Grenzen immer mehr verschwimmen, und es durch Faktoren wie rasche Belohnungen, Verstärkungsmechanismen und soziale Anerkennung große Ähnlichkeiten gibt.
Beim Thema „Loot Boxes“ – früher Schatztruhen –, die in Videospiele eingebaut sind, gehen laut Griffiths die Meinungen in den verschiedenen Ländern im Moment noch stark auseinander, ob es sich dabei um Glücksspiel handelt oder nicht. „Man setzt Geld für ein in der Zukunft liegendes Ereignis, dessen Ausgang ungewiss ist“, so Griffiths. „Dieses Zahlen für Loot Boxes ist vergleichbar mit dem Zahlen an Automaten und Loot Boxes damit durchaus eine Form des Glücksspiels“, so die Meinung des Experten.
Mit den Ergebnissen empirischer Studien über die Effektivität einzelner Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes beschäftigte sich Dr. Tobias Hayer von der Universität Bremen, Deutschland. Als effektive Maßnahmen wurden neben einer Verfügbarkeitsreduktion – die sowohl eine Reduktion des Angebots als auch das Erhöhen der Altersgrenze inkludiert – und Spielersperren, auch schulbasierte Prävention, personalisiertes Feedback und verpflichtende Pre-Commitment-Systeme empfohlen. „Personalschulungen können Spielerschutz auf lange Sicht beeinflussen“, diese Aussage bestätigte die Sinnhaftigkeit der eingangs von Generaldirektorin Mag.a Bettina Glatz-Kremsner angesprochenen Weiterbildungsmaßnahmen zu Responsible Gaming innerhalb der Unternehmensgruppe.
Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek sprach über das sensible Thema der Einordnung von Glücksspielsucht aus medizinischer Sicht. Spielabhängigkeit wird leider noch oft als reine Impulskontrollstörung gesehen; diese Einordnung wird der Komplexität der Krankheit nicht gerecht. Die ständige Verfügbarkeit von Glücksspiel machte auch eine Veränderung der Therapieformen notwendig. „Das oberste Ziel der Behandlung muss das Wiedererlangen eines weitgehend autonomen und freudvollen Lebens sein“, so Musalek. Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek ist Facharzt für Psychiatrie und Neurologie und unter anderem Ärztlicher Direktor des Anton Proksch Institutes und Vorstand des Instituts für Sozialästhetik und Psychische Gesundheit der Sigmund Freud Privat Universität Wien und Berlin.
Der Gastreferent der University of Ottawa, Kanada, Prof. em. Dr. Bradley Cousins lieferte interessante Einblicke in den komplexen Prozess einer wissenschaftlichen Evaluation von Spielerschutz-Programmen und wie aus diesen Evaluationen praktischer Nutzen gezogen werden kann.
Um die Arbeit mit jungen Menschen ging es bei Megan Pengelly, Programm Managerin für Projekte zur Risikominimierung bei GamCare in London. Jugendliche sind sich der Gefahren, die von Glücksspiel ausgehen können, oft nicht bewusst; GamCare entwickelt Projekte sowie Workshops für Jugendliche und Personen, die mit Jugendlichen arbeiten, mit dem Ziel, aufzuklären und Werkzeuge im Umgang mit Glücksspiel zu liefern. Weiters wird das Glücksspielverhalten von jungen Menschen erforscht, um präventiv Einfluss nehmen zu können. GamCare ist die zentrale Beratungsstelle für Menschen mit problematischem Glücksspielverhalten in Großbritannien.
„Alter ist eine Illusion“: Mit Betrachtungen zu diesem, wie sich im Laufe des Vortrags zeigte, vielschichtigen Thema, bildete Prim. Univ.-Prof. DDr. Michael Lehofer, Leiter der Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie am Landeskrankenhaus II in Graz, den Abschluss der Veranstaltung. Jung ist, wer bereit ist, sich zu entwickeln und begreift, dass man auch sehr gut ohne Dinge leben kann, die man meinte zu brauchen. Wenn man Krisen nutzt und aus ihnen lernt, steht einem jugendlichen Altern fast nichts mehr im Wege.
Unter den 245 Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnte Herbert Beck, Bereichsleiter Responsible Gaming & Compliance der Casinos Austria und Österreichischen Lotterien Gruppe, neben Mitarbeitern der Unternehmensgruppe auch diesmal wieder zahlreiche Zuhörer von Forschungs-, Beratungs- und Therapieeinrichtungen aus Österreich begrüßen. Ebenfalls im Publikum waren Vertreter von Behörden und Glücksspielanabietern aus ganz Europa. Die Konferenz wurde heuer zum zweiten Mal als zertifizierter Green Event abgehalten.