Bei partypoker wurden vor zwei Wochen weitreichende Änderungen eingeführt. Kein Spieler kann seitdem HUDs nutzen, alle bisher gesammelten Daten sind hinfällig geworden, da sich jeder Spieler einen neuen Alias vergeben musste und auch künftig wird das Sammeln von Hand Histories nicht mehr möglich sein.
Und das war erst der Anfang. Wir haben uns mit Rob Yong, der für diese Veränderungen verantwortlich zeichnet, unterhalten. Doch wer ist der Mann? Der Brite ist bekennender Highroller, immer wieder findet man ihn an den höchsten Cash Game Tischen. Außerdem hat er 2007 das Dusk till Dawn Poker & Casino in Nottingham eröffnet. Der Mann ist also vom Fach, auf beiden Seiten des Tisches.
hochgepokert.com: Hallo Rob, vielen Dank für deine Zeit. Wieso bist ausgerechnet du nun der Frontmann all dieser Neuerungen bei partypoker?
Rob Yong: Ich war schon länger Partner von GVC und man hat mich gebeten, partypoker bei den anstehenden Maßnahmen beratend zur Seite zu stehen und Ansprechpartner in allen Sachfragen zu helfen.
Wir hatten natürlich viele Diskussionen zu diesem Thema und ich habe partypoker ermutigt, diesen Schritt in vollem Umfang zu gehen. Insofern stehe ich auch gerne dafür gerade. Und ich bin gerne bereit, mit allen Spielern darüber zu diskutieren. Jeder kann mich via Twitter (@rob_yong_) kontaktieren und ich stehe Rede und Antwort.
HGP: Was ist deine Motivation hinter diesen doch sehr tiefgreifenden Änderungen?
Rob: Ich möchte helfen, die Seite partypoker sauber und fair zu bekommen. Und generell Online-Poker soll ein sauberer und fairer Ort für alle werden. Niemand soll sich verstecken können. Niemand soll technologische Vorteile anderen gegenüber haben. Das würde ich mir für alle Spieler wünschen.
HGP: Das klingt sehr innovativ. Fast zu schön, um wahr zu werden. Die Kampagne trägt den Namen #fairplay – wofür steht dieser Begriff genau?
Rob: Es geht um ein Spiel von Menschen gegen Menschen. Wenn ich von einem Gegner besiegt werde, weil er smarter ist, schneller rechnen kann oder einfach glücklicher ist, dann ist das einfacher zu akzeptieren. Niemand möchte gerne gegen jemanden verlieren, der seine Entscheidungen von einem Computerprogramm berechnen hat lassen. Wir wollen wieder zurück zu einem Duell Mensch gegen Mensch.
HGP: Also ganz pur, wie ein sportliches Duell?
Rob: Ich würde es am ehesten mit einem Boxkampf vergleichen. Jeder steigt in den Ring unter gleichen Voraussetzungen, ein Boxer mit einem Paar Handschuhen. Es gibt einen fairen Fight. Bis jetzt war das nicht so, aber dahin müssen wir wieder zurück. Wenn nicht jeder mit dem gleichen Mitteln kämpft, ist es nicht fair.
HGP: Das Feedback war bisher sehr kontrovers, zumindest bei unseren Lesern und den deutschen Spielern. Wie war das Feedback bei partypoker direkt bzw. bei dir?
Rob: Uns war bewusst, dass diese Neuerungen sehr kontrovers aufgenommen und auch diskutiert werden würden. Wir haben im Vorfeld schon mit Spielern gesprochen und das Feedback war immer sehr gemischt. Egal auf welchem Buy-In-Level die Spieler sich bewegen. Und auch egal, ob es um das Thema HUD ging, um das Speichern von Hand-Histories
HGP: Vielleicht noch viel wichtiger, hatten die Änderungen auf der Online-Seite irgendwelche Auswirkungen?
Rob: Was wir nach den ersten Tagen feststellen konnten, der Traffic auf der Seite ist nach oben gegangen. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass es erst einmal einen kleinen Einbruch geben könnte. Aber das ist ganz und gar nicht passiert. Trotz der Änderungen, Trotz der WSOP in Las Vegas. Wir haben keinen einzigen Spieler verloren. Das hat uns natürlich sehr gefreut und bestärkt.
HGP: Also ein voller Erfolg?
Diese Maßnahmen sind nicht dazu gedacht, kurzfristig neue Spieler zu generieren. Wir haben diese Schritt gemacht, um Online-Poker langfristig zu einem besseren Ort für alle Spieler zu machen. Jeder soll sich sicher fühlen können und jeder soll die gleichen Voraussetzungen haben.
HGP: Viele Stimmen sagen, dass es bisher auch gleiche Voraussetzungen gab, weil theoretisch jeder Zugang zu den Hilfsprogrammen hatte und sie hätte installieren und nutzen können…
…ja, dieses Argument hören wir auch immer wieder. Klar, könnte sich jeder die Hilfssoftware kaufen. Aber kann auch jeder wirklich vier oder fünf Stunden am Tag investieren und diese Daten auswerten, sie von anderen Programmen analysieren lassen und so weiter. Das können nur die wenigsten Spieler, die Profis. Sie haben dadurch einen zusätzlichen Vorteil, noch dazu analysieren sie Daten, die ihnen eigentlich gar nicht zur Verfügung stehen dürften, da Hand-Histories untereinander getauscht werden. Unter all diesen Voraussetzungen wäre kein faires Spiel möglich. Und niemand möchte gegen solche Gegner spielen. Noch dazu wissen viele gar nicht, dass sie gegen diese Profis auf verlorenem Posten stehen.
HGP: Also alles andere als ein fairer Fight?
Rob: Niemand möchte gegen solche Gegner spielen, wenn er es wüsste. Genauso wie niemand um Geld Darts gegen jemand spielen würde, von dem er wüsste, dass er 20 Stunden die Woche trainiert.
Soweit der erste Teil unseres Gesprächs. Diese Sichtweiten kann man natürlich kontrovers diskutieren. Wie ist eure Meinung dazu?
Im zweiten Teil dieses Interviews sprechen wir dann vor allem über die nahe Zukunft: Was wird sich noch alles ändern bei partypoker? Wie transparent kann man den Online-Markt generell gestalten?