Nach der letzten Hand im WSOP-Event #78, dem $1.500 Pot-Limit Omaha Bounty, waren alle der Meinung, dass Dänemark damit einen siebten Bracelet-Gewinner feiern würde. Bis heute findet man auf der offiziellen WSOP-Seite ein rot-weißes Fähnchen hinter dem Namen Maximilian Klostermeier.
Wir haben uns ein bisschen schlau gemacht und mit dem frischgebackenen Champion gesprochen. Schließlich haben wir auch eine Erklärung für den deutschen Dänen bekommen, der direkt bei seiner ersten World Series mehr als 177.000 Dollar absahnen konnte.
Hochgepokert: Hallo Maximilian! Herzlichen Glückwunsch zu deinem Turniersieg! Es herrscht etwas Verwirrung, denn laut WSOP bist du Däne, aber dein Name klingt und liest sich deutsch, kannst du das aufklären?
Maximilian Klostermeier: Ja, sehr gerne. Ich bin deutscher Staatsbürger und in Karlsruhe geboren. Mittlerweile lebe ich allerdings seit fast zwölf Jahren in Kopenhagen. Ich glaube, bei der WSOP hat man mich wegen meines Führerscheines als Däne registriert.
HGP: Fühlst du dich denn eher als Däne oder als Deutscher?
MK: Da ich einen großen Teil meiner Kindheit und mein ganzes Erwachsenenleben in Dänemark verbracht habe, würde ich sagen, dass ich mich eher als Däne fühle. Ich bin zwei- bis dreimal im Jahr in Deutschland, um meine Eltern zu besuchen, die mittlerweile wieder zurück dorthin gezogen sind.
HGP: Für viele Pokerspieler ist ein Bracelet bei der World Series ein Traum. Nun spielst du noch nicht allzu lange WSOP-Events. War es für dich ein erklärtes Ziel ein Bracelet zu gewinnen?
MK: Ein Bracelet zu gewinnen war natürlich schon ein Traum, wie ihn wahrscheinlich jeder Pokerspieler hegt. Dass es schon so schnell klappen würde, hätte ich nie gedacht. Ich bin auch nicht in das Turnier gegangen, mit der Erwartung es zu gewinnen. So richtig daran geglaubt habe ich auch erst, als wir nur noch 18 Spieler im Turnier waren, und ich einen Average-Stack besaß. Ich habe relativ viel Erfahrung mit ICM und mir vorgenommen, das in dieser Phase auszunutzen, um einen großen Stack aufzubauen.
HGP: Wie bist du überhaupt zum Poker gekommen? Wann hast Du angefangen zu spielen?
MK: Seit ungefähr zehn Jahren spielen wir an Weihnachten regelmäßig mit Onkels und Cousins Poker. Das ist inzwischen eine Tradition, die wir weiterhin pflegen. Vor etwa zwei Jahren habe ich dann angefangen online zu spielen. Ein paar Freunde von mir haben etwa zeitgleich angefangen, und dadurch haben wir dann oft privat gespielt.
Im April 2018 habe ich mich dann dazu entschlossen, es als Profi zu versuchen und meinen Lebensunterhalt mit Poker zu verdienen. Das hat auf Anhieb ziemlich gut geklappt, und zum jetzigen Zeitpunkt kann ich mir auch nichts anderes mehr vorstellen.
HGP: Wie kann man sich das Leben als Pokerpro in Dänemark vorstellen?
MK: Wir haben ein Casino in Kopenhagen, das ich regelmäßig, zwei- bis viermal die Woche, besuche. Ansonsten spiele ich online. Ich versuche so viel wie möglich ins Ausland zu reisen, um dort zu spielen. Im vergangenen Jahr war ich siebenmal im King’s Resort in Rozvadov. Jetzt bin ich das erste Mal in Vegas und will gar nicht mehr zurück nach Hause.
HGP: Bist du ein Omaha-Spezialist oder war es „Zufall“, dass es in einem PLO-Turnier für Dich geklappt hat?
MK: Als Spezialst würde mich auf keinen Fall bezeichnen. Ich spiele es sehr gerne, allerdings habe ich im Omaha nahezu ausschließlich Erfahrung im Cash Game. Das ist natürlich ganz anders als in einem Turnier. Aber im Endeffekt haben NLH- und PLO-Turniere auch eine Menge gemeinsam.
Für dieses Turnier habe ich mich ganz spontan entschieden. Erst am Morgen habe ich mir das WSOP-Schedule angeschaut und fand das PLO-Bounty-Turnier einfach am interessantesten. Ich liebe das Format und dachte mir, das versuche ich mal. Erst recht, weil es bei den Hold’em Turnieren hier in Vegas nicht so toll gelaufen ist.
HGP: Was sind pokertechnisch die nächsten Ziele?
MK: Eigentlich will ich nicht viel ändern. Vielleicht werde ich ab und zu ein paar größere Partien spielen oder ein paar teurere Turniere. Aber ich möchte auf keinen Fall anfangen 100/100 PLO oder irgendwelche Highroller Events zu spielen, sondern vernünftig bleiben.
HGP: Was wirst du mit deinem Gewinn jetzt machen?
MK: Als Erstes werde ich mich nach einer Wohnung umschauen. Aktuell wohne ich in einer sehr teuren Mietwohnung, aus der ich gerne raus möchte. Das trifft sich jetzt natürlich gut. – Und ansonsten wird der Gewinn einfach in meine Bankroll investiert!
HGP: Sehen wir dich auch in Europa zukünftig auf größeren Events? Z.B bei „the big wrap“ oder den partypoker MILLIONS?
MK: Ich werde auf jeden Fall in den nächsten Monaten ein paarmal im King’s Resort in Rozvadov vorbeischauen. Außerdem möchte ich zur EPT im August reisen, da ich noch nie in Barcelona war, und dort dann ein paar Turniere spielen. Und natürlich möchte ich nächstes Jahr wieder nach Vegas zur WSOP und versuchen, dann das zweite Bracelet klarzumachen.
HGP: Vielen Dank für deine Antworten, Maximilian! Viel Erfolg bei deinen nächsten Trips!