Zum 50-jährigen Jubiläum der größten und wichtigsten Turnierserie der Welt haben sich die Verantwortlichen der WSOP ein Programm ausgedacht, dass es so noch nie gegeben hatte – und sie hatten damit großen Erfolg!
Die Bilanz kann sich mehr als nur sehen lassen, denn: 2019 lockte die World Series of Poker die meisten Spieler in ihrer traditionsreichen Geschichte an und sorgte auch sonst für eine wahre Rekordflut.
Wir blicken zurück auf eine WSOP, die dank vier Bracelets und Main Event Champion Hossein Ensan auch aus deutschsprachiger Sicht unvergesslich bleiben wird.
Teilnehmerzahlen
Mit 90 Events in sieben Wochen war das Turnierangebot der WSOP so umfangreich wie noch nie und gegenüber 2018 (78 Events) wurde die Anzahl der Turniere um 15 Prozent erhöht.
Nach den zuvor moderaten Steigerungen (2017: 74 Events, 2016: 69 Events, 2015: 68 Events, 2014: 65 Events) wurde das Angebot somit deutlich erweitert.
Das hatte Auswirkungen – aber in einem Umfang, der so nicht zu erwarten war und der für eine ganze Reihe neuer Rekorde sorgte.
Die Gesamtzahl aller Entries stieg gegenüber 2018 um sensationelle 51 Prozent von 123.865 auf 187.298, und natürlich wurde mit dieser enormen Zahl von Anmeldungen auch ein neuer Rekord (für die Ewigkeit?) aufgestellt.
Außerdem gab es noch nie so viele Turniere mit mehr als 5.000 Teilnehmern (zwölf), und noch nie nahmen so viele Spieler an einem der beliebten Massen-Events mit $1.500 Buy-In (Event #19, Millionaire Maker, Rekord mit 8.809 Entries) und $1.000 Buy-In (Event #34, Double Stack, Rekord mit 6.214 Entries) teil.
Fast schon selbstverständlich ist da, dass auch bei den eher ungewöhnlichen Buy-Ins $500 (Event #3, Big 50 mit 28.371 Entries), $400 (Event 61, Colossus mit 13.109 Entries), $600 (Event #9, Deepstack mit 6.150 Entries und $800 (Event 53, 8-Handed Deepstack mit 3.759 Entries) neue Bestmarken aufgestellt wurden.
Und schließlich durfte sich auch WSOP-Hauptsponsor 888poker mit 10.185 Entries über einen Teilnehmerrekord beim Crazy Eights freuen.
Nur einen angepeilten Rekord verpasste man im Jubiläumsjahr. Mit 8.569 Entries schaffte man beim Main Event nicht ganz die 8.773 Spieler aus dem Jahr 2006, als Jamie Gold bei der Mutter aller Pokerturniere auch die bisherige Rekordsumme von $12 Millionen gewann.
Der verpasste Rekord hat jedoch auch sein Gutes – man kann sich für die nächsten Jahre ein klares Ziel setzen.
Preisgelder
Nach diesen Bestmarken kommt es nicht überraschend, dass auch die Preisgelder neue Dimensionen erreichten.
Insgesamt wurden 2019 unglaubliche $293.183.345 ausgeschüttet, was einer Steigerung von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr und 26 Prozent gegenüber 2017 entspricht.
Dass es „nur“ 10 Prozent mehr als im Vorjahr sind (bei 15 Prozent mehr Spielern, wie oben gesehen), hat mit dem Big One for One Drop mit einem Buy-In von $1 Million (und Preisgeldern in Höhe von fast $25 Millionen im Vorjahr) zu tun, das dieses Jahr nicht stattfand.
Eine enorme Steigerung gab es bei den bezahlten Plätzen – die 28.017 Preisgeldgewinner von 2019 entsprechen einer Steigerung von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Auch die Preisgeldsummen pro Turnier setzten neue Duftmarken: Bei 62 Turnieren wurde mindestens $1 Million ausgeschüttet, bei 34 Turnieren mindestens $2 Millionen, bei 12 Turnieren mindestens $5 Millionen und bei 3 Turnieren mindestens $10 Millionen.
Wohltätigkeit
Wenden wir uns einem Aspekt zu, der mit der karitativen Seite des Pokersports zu tun hat.
Seit Guy Lalibertés Initiative geht es bei der WSOP nicht mehr ausschließlich ums Gewinnen, sondern zumindest teilweise auch um den guten Zweck.
Beim „Gavin-Smith-Turnier“ zu Beginn der WSOP 2019 konnten $35.450 für die Angehörigen des Profis und Bracelet-Gewinners gesammelt werden, der Anfang des Jahres überraschend verstorben war.
Sogar $693.428 für die weltweite Wasserversorgung kamen beim Little One for One Drop zusammen, wo jeweils $111 pro Starter abgezwackt wurden.
Und zu guter Letzt wurden beim martialisch klingenden Salute to Warriors-Event #71 knapp $69.000 gesammelt, die amerikanischen Soldatenverbänden zugutekommen. Immerhin 1.723 Teilnehmer unterstützten dieses aus hiesiger Sicht arg nationalistisch anmutende Vorhaben bei diesem $500-Turnier mit einer $40-Spende.
Fazit und Ausblick
Die WSOP hat es geschafft, in ihrem Jubiläumsjahr neue Maßstäbe zu setzen und fast alle Rekorde zu brechen.
Für die nächsten Jahre bedeutet dies Ansporn und Verpflichtung zugleich. Auf den neuen Rekord beim Main Event wird sicher im kommenden Jahr der nächste Anlauf gestartet.
Die 8.773 Spieler, die 2006 in der Blütezeit des Online-Pokers erreicht wurden, sind aber eine harte Nuss. Damals wurden sehr viele Spieler über Online-Satellites generiert, was heute angesichts der nicht nur in den USA komplizierten rechtlichen Situation nur noch begrenzt möglich ist.
Interessant wird auch sein, wie viele Turniere 2020 ins Programm aufgenommen werden. Bisher haben die Verantwortlichen die Zahl der Events immer erhöht, aber mit 90 Turnieren hat man in diesem Jahr schon einen gewaltigen Sprung gewagt. Setzt sich der Trend fort, werden schon bald 100 oder sogar mehr Turniere auf der Schedule auftauchen.
Unabhängig davon, wie die Entscheidung der Organisatoren und die weitere Entwicklung ausfällt, bleibt eines gewiss: Die WSOP ist längst eine Legende, und die Teilnahme an ihr wird auch in Zukunft der Traum vieler Pokerfans sein.