Strategische Explosion: Die Geschichte des Pokerwissens, Teil 2

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Im ersten Teil unserer Geschichte des Pokerwissens haben wir auf die Anfänge der Pokerstrategie und die Zeit zurückgeblickt, als Bücher die wichtigsten Informationsquellen waren. Die Revolution ging aber weiter, und wie der zweite Teil zeigt, in unvermindertem Tempo!

Der Boom im deutschsprachigen Raum

Genau zehn Jahre später entwickelten zwei kluge Köpfe aus Hamburg die TwoPlusTwo-Forums-Idee einen Schritt weiter und trafen damit perfekt den Nerv der Zeit. Dominik Kofert und Matthias Wahls gründeten PokerStrategy.de und schufen damit das ideale Win-Win-System für die damalige Goldgräberstimmung bei Spielern und Anbietern.

Dominik Kofert auf dem PokerStrategy-Sofa

Einerseits lieferten sie den Online-Anbietern in einem kaum zu bremsenden Boom permanent neue Spieler und gleichzeitig sorgten sie mit einem gut ausgeklügelten Ausbildungssystem dafür, dass ihre Schüler spielstark und damit langlebige Rake-Lieferanten wurden.

Aus der PokerStrategy-Community sind viele erfolgreiche deutsche Spieler der ersten Generation hervorgegangen, wie etwa Sebastian Ruthenberg, der leider bereits verstorbene Johannes Strassmann und viele mehr.

Intellipoker

Das Gegenstück des Online-Marktführers hieß IntelliPoker und verfolgte einen ähnlichen Ansatz, fiel aber eher durch Pannen wie Datenleaks auf und erreichte nicht ansatzweise die Mitgliederzahlen wie PokerStrategy.

Beide Produkte gibt es übrigens noch (wobei IntelliPoker sich nun PokerStarsSchool nennt), doch der Wirkungsgrad hat erheblich nachgelassen.

Poker im Fernsehen

Eine große Bedeutung bei der Vermittlung von Pokerwissen spielen auch die Fernsehsendungen, die zum Thema Poker produziert wurden.

Ein pfiffiger Mann namens Henry Orenstein erfand Ende der 1990er-Jahre die sogenannte Hole-Card-Kamera und machte die Zuschauer zu einer Art gottgleichem Wesen, das mehr als die Spieler wusste.

Der Erfolg von Formaten wie High Stakes Poker, Poker After Dark oder die Übertragungen der WSOP, die längst Legendenstatus besitzen und an der Verbreitung des Pokerwissens erheblichen Anteil haben – schlaue Co-Kommentatoren erklärten jeweils, wo es lang geht –, geht zum großen Teil auf diese Erfindung zurück.

Leon lehrte die Gegner bei German High Roller das Fürchten

Das deutsche Pendant „German High Roller“, das Anfang 2009 erstmals ausgestrahlt wurde, funktionierte nach dem gleichen Muster. Profis wie Ben Kang oder Jan Heitmann kommentierten gemeinsam mit dem pseudo-naiven Michael Körner das Geschehen und brachten so strategisches Wissen unter die Leute.

Eher lernen, wie man es nicht macht, konnte man bei der TV Total Pokernacht mit Stefan Raab, die mit dem Rückzug des Moderators ebenfalls vom Bildschirm verschwand.

Softwares

Mit der Etablierung der Online-Anbieter und der immer stärkeren Verlagerung auf den virtuellen Filz erfuhr das Pokerspiel eine immanente Weiterentwicklung. Recht zügig kamen Hilfsprogramme, Simulationsprogramme, Plattformen mit Spielerstatistiken und viele weitere Features des Computer-Zeitalters auf den Markt, die aus zuvor Ahnungslosen schnell Wissende machten.

Ranges üben mit PokerStove

Ein Odds-Rechner – also ein Programm, mit dem man die mathematische Wahrscheinlichkeit einer Konstellation in Nanosekunden ermitteln und das Abschneiden von Ranges trainieren konnte – gehörte genauso zur Standardausrüstung wie die Analyse-Softwares PokerTracker und Hold’em Manager oder die Statistikseite Sharkscope, die die regelmäßigen Online-Gegner zu gläsernen Zielscheiben machten.

Die Wahrscheinlichkeiten waren im Gegensatz zu den Zeiten der Brunson, Slim und Co. keine böhmischen Dörfer mehr, sondern offene Geheimnisse, die sich selbst in den dunkelsten Hinterzimmern herumsprachen.

Und mit den Softwares war auch die Zeit gekommen, in der sich Spieler durch Fleiß und stundenlanges Ranges-Training mit Programmen wie PokerStove ihre Überlegenheit gegen ihre Online-Konkurrenten erarbeiteten.

So weit der zweite Teil, der dritte und letzte folgt dann am kommenden Sonntag!

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