Nur um es vorneweg zu nehmen: Nein Doug Polk ist nicht tot. Doch er kehrt der Pokerwelt nun vollends den Rücken zu. Nachdem er im letzten Sommer entschieden hatte, als Pokerspieler nicht mehr an die Tische zu treten, will er sich ab sofort überhaupt nicht mehr mit dem Pokersport auseinandersetzen. Er wird auf seinem bekannten YouTube-Kanal rund ums Pokern keine Videos mehr bringen und auch sonst hat er keine Motivation mehr, sich dem Spiel zu widmen. Für Polk, 31 Jahre, ist seine Pokergeschichte außerzählt.
Polk bekam als kleiner Junge von seinem Vater Schach beigebracht, danach spielte er Warcraft und das auch schon als E-Sport semiprofesionell. Dann der Wechsel zum Poker. 2007 begann er als 19-Jähriger mit einer $20-Einzahlung auf PokerStars und spielte 1/2ct Cash Game. Er lebte den klassischen Online-Pokertraum und verfünfhundertfachte seine Bankroll auf $10.000, um danach in 2011 auch die Tiefen der Pokerwelt zu spüren: Polk ging fast pleite. Doch Polk kämpfte sich wieder hoch. Als „WCGRider“ wurde er online in den höchsten Stakes als bester Heads-Up No Limit Cash Game Spieler gehandelt. Er spielte in den höchsten Stakes mit den großen Namen um das große Geld.
Auch in Turnieren stellte sich Polk unter Beweis. Spätestens als er 2014 bei der A$ 100,000 No Limit Hold’em Challenge der Aussie Millions auf Platz 4 landete und umgerechnet $770.000 mit nach Hause nahm, war er auch im Live-Zirkus auf der Agenda. Noch im selben Sommer schnappte er sich sein erstes Bracelet bei der WSOP, Event #23, ein $ 1,000 No Limit Hold’em – Turbo, brachte ihm sein erstes Armband. Zwei weitere sollten folgen. Für Polk ging es steil Berg auf. Auch 2016 und 2017 gab es einen WSOP-Titel ($1,000 Tag Team No Limit Hold’em (mit Ryan Fee) für $153.358 und $111.111 High Roller for One Drop No Limit Hold’em) für den Amerikaner. Insgesamt $9.454.008 an Live-Time-Earnings sind für Polk, der nie hauptsächlicherweise MTT-Pro war, ein beeindruckendes Ergebnis.
Währenddessen baute Polk mit Upswing-Poker eine der größten Trainingsseiten für Pokerspieler auf. Gemeinsam mit anderen Spielern brachte er sein Wissen unters Volk – natürlich gegen Entgelt. Während sich Polk dort langsam rauszog, brachte er immer mehr Spieler in den Upswing-Kosmos, die weiter für ihn Kurse an den Start brachten. Polk blieb Chef und überwachte. Die Firma will Polk behalten, auch wenn er in seinem aktuellen Video zu seinem Pokerabschied sagt, dass ihm Bewusst sei, dass sein jetzt angekündigter Abschied dem Unternehmen in gewisser Weise schaden könnte. Polk ist das egal, er will machen, was ihm Spaß macht und wofür er brennt.
Dem Abschied vom Pokertisch hat er ja im letzten Jahr bereits vollzogen. Vor allem als Szenebeobachter und Entertainer zieht er nun seinen Hut. Auf seinem YouTube-Kanal Doug Polk Poker kommentierte er in gewisser Weise einzigartig das Spielgeschehen anderer, die Neuigkeiten der Szene. Polk hatte immer einen eigenen unverkennbaren Stil, bewies Humor und war vor allem spielerisch immer auf der Höhe der Zeit. Seine unterhaltsamen Videos hatten vor allem für die breite Masse der Freizeitspieler immer auch einen informativen Charakter. Man konnte viel von Polks Gedanken über die Spielzüge anderer lernen.
Auch als er im Juli 2018 aus $100 auf WSOP.com in einer Bankroll-Challenge $10.000 machte, konnte man sehen, welch harte Arbeit das Pokerspiel am Ende ist, wenn es gilt, tatsächlich Geld zu machen. Viele haben solche Challenges angekündigt und wieder verworfen – Polk lieferte sie, samt Downswings und herben Rückschlägen.
Poker will Polk ab sofort hinter sich lassen. Videos nicht. Auf einem neuen YouTube-Channel will er nun Videos zu breiten und allgemeinen Themen bringen. In den letzten Tagen machte er vor allem Videos zu amerikanischer Politik. Der Stil der Videos ist der gleiche, Doug Polk hat sich auch nicht verändert. Nur Poker ist kein Thema mehr.