Löscht YouTube Poker-Videos nur wegen Fehler im Algorithmus?

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Der Konsum von Pokerinhalten hat sich ganz klar vom Fernsehen weg und hin zu Angeboten auf YouTube verlagert. Besonders durch persönliche und direkte Format von Poker-Vloggern konnte der Internet-Dienst das klassische TV nahezu komplett verdrängen.

Spieler wie Andrew Neeme und Brad Owen haben sich eine große und treue Fangemeinde aufgebaut. Auch Online-Poker-Spieler wie Jamie Staples oder Lex Veldhuis nutzen neben Twitch vor allem YouTube für das Verbreiten ihrer Inhalte.

Leider für die Pokerfans verschwinden Pokervideos immer wieder scheinbar zufällig von der Plattform. Unabhängig von der Anzahl der Abonnenten oder dem Inhalt tauchten in den letzten Monaten immer wieder derartige Meldungen auf.

Angeblich wurde dabei ein Verstoß gegen die YouTube-Bestimmungen festgestellt und die Video gingen offline. Meist dauerte es dann einige Zeit, ehe der Betroffene diesen Vorgang wieder rückgängig machen konnte.

Den partypoker-Streamer Jaime Staples hat es erst im Februar wieder getroffen. Ebenso wie den Las Vegas Vlogger Jeff Boski. Aber auch Neeme oder den „Pokerkraut“ hat es schon erwischt.

Staples geht davon aus, dass es sich dabei um ein Problem seitens des YouTube-Algorithmus handelt. Dieser filtert automatische alle Videos auf der Plattform und stößt dabei in den Videos mit Pokerinhalten offenbar auf Ausdrücke, die dann einen entsprechenden Alarm auslösen. Die Folge davon ist, dass die Videos als „gefährlich“ eingestuft werden und automatisch vom Netz genommen werden.

Im Anschluss daran muss dann ein aufwändiger Prozess vom Ersteller der Videos in Gang gesetzt werden, um diese Löschung wieder aufzuheben. Bis jetzt hat es fast immer geklappt, allerdings kostet das natürlich viel Energie und für den einen oder anderen stellt sich die Frage, ob sich dieser Aufwand auf Dauer überhaupt lohnt.

Denn natürlich möchten die Pokerspieler nicht nur ihre Inhalte verbreiten und so ihren Bekanntheitsgrad erhöhen. Im Idealfalls wird damit auch Geld verdient, indem man von YouTube anhand der gezeigten Werbung in den Videos und entsprechend vielen Klicks finanziell belohnt wird.

Allerdings ist das im Falle von Poker (noch) nicht wirklich bahnbrechend. Denn selbst die am meisten geklickten Pokervideos sind für YouTube-Verhältnisse eher Nischenformate. Ein lukratives Einkommen ist damit nicht möglich.

Jamie Staples hat sich nun eingehender mit dieser Sache befasst. Er hat sich Infos und Datenmaterial von seinen Kollegen besorgt und diese dann ausgewertet. Mit Hilfe von Freunden und Experten kam er dabei zu dem Ergebnis, dass die Inhalte vom YouTube-Algorithmus zu Unrecht indiziert werden.

Mit diesen Ergebnissen möchte sich Staples nun an YouTube wenden und eine dauerhafte Erleichterung für alle Poker-Kollegen erreichen.

Brad Owen, einer der beliebtesten Vlogger mit 195.000 Abonnenten, kann ein Lied davon singen. Auch ihn erwischte es eines Tages und die Videos seines YouTube-Kanals wurden vom Algorithmus plötzlich als „gegen die Regeln“ eingestuft und gelöscht. Innerhalb von wenigen Minuten war sein Kanal geblockt.

„Anfang Februar wurden fünf meiner Videos entfernt und mein Kanal wurde gesperrt“, sagte Owen. „Ich habe gegen diese Maßnahme Beschwerde eingelegt. Diese wurde bei drei Videos auch positiv beschieden, bei den anderen beiden jedoch abgelehnt und mein Kanal blieb gesperrt.“

Er hatte sich schon damit abgefunden, dass die beiden Videos für immer verloren seien, da tauchten sie dann Anfang März plötzlich wieder auf. YouTube gab die Videos wieder frei, sie waren wieder verfügbar in Owens Kanal und die Sperre desselben wurde aufgehoben. Allerdings schlug der Algorithmus nur kurze Zeit später bei einem anderen Video erneut Alarm und Brad erhielt wieder eine Verwarnung.

Owen erhält von YouTube Werbeeinnahmen, die den Aufwand für die Videos einigermaßen rechtfertigen für ihn. Mit diesen Verwarnungen und Löschungen stellt sich für ihn natürlich die Frage, ob und wie lange das noch so der Fall sein wird.

Die fraglichen Videos, die Owen zum Verhängnis wurden, waren schon ein bisschen älter. Seine neueren Werke sind nicht betroffen. Jedoch müsste er natürlich wissen und verstehen, wo genau das Problem liegt, weswegen die YouTube-Software immer wieder Alarm schlägt. Denn nur so kann er auf Dauer das Bestehen seines Kanals planen und gewährleisten.

„Keiner von uns YouTube-Content-Creatorn weiß was los ist oder warum wir Probleme haben. Von YouTube kommt sehr wenig oder gar nichts an Informationen zu dieser Sache. Die fraglichen Videos sind schon ein paar Jahre alt. Es scheint eine Panne der KI zu sein, welche die Inhalte überprüft. Hoffentlich werden die Unsicherheiten bald aufgeklärt.“

Da es keinen offensichtlichen Grund für die Löschungen gibt, hat sich Owen bisher auch noch nicht angepasst, wenn er seine Videos erstellt und hochlädt. Somit schwingt immer auch eine Portion Unsicherheit mit.

Am 9. März twitterte Jeff Boski, der mit bürgerlichem Namen Jeffrey Sluzinski heißt, einen Screenshot mit der Nachricht von YouTube, dass er für seinen Kanal die zweite Verwarnung ausgesprochen bekam. Nach einer dritten Verwarnung würde sein Kanal endgültig gelöscht und es gäbe keine Chance auf eine Wiederherstellung der Inhalte.

Seither hat Boski kein Video mehr hochgeladen, weil auch er verunsichert ist und nicht genau weiß, wogegen er eigentlich verstoßen haben soll. Der letzter Upload auf seinem Kanal mit 37.400 Abonnenten wurde am 19. Februar veröffentlicht.

Der Turnierprofi gibt an, dass er von YouTube keinerlei Informationen erhält, was mit seinen Videos nicht stimmt. Auch er sieht das Problem in der Programmierung der KI, die das Löschen von Videos und Sperren von Kanälen automatisiert vornimmt.

„Das Problem ist die mangelnde Unterstützung durch YouTube“, sagte Sluzinski. „Es gibt keinen Ansprechpartner, der uns sagen kann, was wir falsch gemacht haben. Wir erhalten nur automatisierte Rückmeldungen und müssen über Formulare mit YouTube kommunizieren.“

Jeff Boski sieht die Situation so: „Stellen Sie sich vor, in einer Beziehung heißt es auf einmal: wenn du das noch einmal machst, werde ich mich von dir trennen! Und auf die Nachfrage, was man denn falsch gemacht habe, erhält man die Antwort: du weißt schon, was du falsch gemacht hast.“

Obwohl sich die meisten Poker-Vlogs um Live-Action drehen, mussten sich alle nun umstellen. Durch die Schließung der Casinos, fangen auch Vlogger wie Andrew Neeme mit dem Streamen von Online-Poker-Cash-Game-Sessions an. Derzeit überträgt er diese Sessions live auf YouTube.

Wenn die Plattform jedoch nicht die erforderlichen Änderungen an ihrem Algorithmus vornimmt, werden die Pokerspieler gezwungen sein, ihre Inhalte auf einer anderen Website zu präsentieren, um auf Nummer sicher zu gehen.

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