Seit dem 17. März sind alle Betriebe, Geschäfte und vor allem auch Casinos in ganz Nevada per Dekret von Gouverneur Steve Sisolak geschlossen. Das wiederum findet die Bürgermeisterin von Las Vegas gar nicht gut, da Sin City von einem Tag auf den anderen zur Geisterstadt wurde.
Las Vegas lebt wie keine andere Stadt in den USA, vielleicht sogar weltweit, vom Tourismus. Und nach den forcierten Schließungen aller Restaurants, Theater, Hotels und Casinos, gleicht der Strip einer etwas überdimensionierten Straße in einer unbelebten Stadt.
Die wirtschaftlichen Folgen für die einzelnen Geschäfte, aber auch für die ganze Stadt Las Vegas sind noch nicht abzuschätzen. Nicht nur die gesamte Gambling-Industrie liegt brach, auch Konferenzen und Messen brachten Millionen von Besuchern und damit frisches Geld in die Stadt.
Jetzt meldete sich die Bürgermeisterin von Las Vegas, Carolyn Goodman, zu Wort und verlangte das Ende des Shutdowns. Sie nannte die COVID-19-bezogene Schließung aller Casinos einen „totalen Wahnsinn“. Bisher gibt es in Nevada 131 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Diese Zahl erscheint Goodman so gering, dass es eine weiterführende Schließung aller Betriebe nicht rechtfertigt.
Goodman forderte Gouverneur Steve Sisolak dazu auf, die angeordnete Schließung aller nicht lebensnotwendigen Geschäfte zu beendete. Zunächst war die Maßnahme vom 17. März für 30 Tage wirksam, wurde dann aber bis Ende April verlängert. Goodman behauptet nun, dass Sisolak „keinen Plan“ habe, Nevadas Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.
Ihrer Meinung nach muss der lockdown nun beendet werden, da sonst dem Staat und vor allem ihrer Stadt nicht reparable Schäden drohen. Oder, wie Goodmann es martialischer formulierte: „Öffnen Sie die Stadt. Öffnen Sie Clark County. Öffnen Sie den Staat. Um Himmels willen, die Schließungen bringen uns sonst um.“
Tatsächlich mussten schon die ersten Casinos ihr Ende verkünden, wie z.B. das Lakeside Inn and Casino am Lake Tahoe. Auch gab es schon den einer oder anderen Notverkauf, wie z.B. beim Tropicana Hotel & Casino in Las Vegas.
Masken und Kontrollen sollen helfen
Der Glücksspielverband, Nevada Gaming Execs, arbeitet seinerseits schon an Plänen, die Casinos mit allen erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen wieder anlaufen zu lassen. Ein Modell dafür bieten die Casinos in Macau, die nach einer 15-tägigen Schließung ihre Pforten wieder öffnen konnten.
Bei der Wiedereröffnung der Casinos mussten alle Gäste und Mitarbeiter Masken tragen, die Anzahl der Spieler an jedem Spieltisch wurde begrenzt und jeder zweite Spielautomat blieb aus.
Die Kommission schlägt außerdem vor, nur ein Drittel der Hotelzimmer zu vergeben und die Zahl der Ein- und Ausgänge zu beschränken. So sollen die Gäste besser kontrolliert werden können und z.B. Temperatur-Messungen möglich gemacht werden.
Sisolak seinerseits scheint von den Vorschlägen nicht allzu beeindruckt zu sein. Für ihn sei die Wiedereröffnung „keine politische Entscheidung“. Er werde sich viele Ratschläge von Medizinern einholen und dann das entscheiden, was im besten Interesse aller Bürger von Nevada ist.
Macau als Beispiel, aber auch als Mahnung
Zwar gibt eine wachsende Forderung nach einem Neustart der Wirtschaft, nicht nur in Nevada, sondern in den gesamten Vereinigten Staaten. Aber wer glaubt, dass die Öffnung der Casinos automatisch auch die Touristen wieder nach Vegas bringen wird, der braucht nur einen Blick nach Macau zu werden.
Denn dort sind die Casino-Einnahmen im März gegenüber dem Vorjahr um 80% gesunken. Und für den April geht man sogar von einem Rückgang von bis zu 95% aus. Denn die Touristen kommen ganz einfach nicht bis in die Casinos, da weltweit ja noch drastische Reisebeschränkungen gelten.
Selbst die Amerikaner haben Umfragen zufolge derzeit ernsthafte Bedenken, einfach so in ein Flugzeug zu steigen und in den Urlaub zu fliegen. Das liegt zum einen natürlich an Bedenken in Sachen Gesundheit und Corona. Allerdings haben viele in den letzten Wochen ganz einfach ihren Job verloren und könnten sich derzeit gar keinen Trip nach Vegas leisten.
Da Las Vegas für sein wirtschaftliches Wiederaufblühen aber auf Besucher von außerhalb – egal ob aus dem Rest der Vereinigten Staaten oder dem Rest der Welt – angewiesen ist, scheint die bloße Wiedereröffnung der Casinos nicht das Allheilmittel zu sein, wie es Bürgermeisterin Goodman zu glauben scheint.