Seit dem 1. Juli ist in Deutschland der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) in Kraft, der vor allem bei den Tischspielen für einen Kahlschlag in den Online Casinos (die nicht mehr so genannt werden dürfen) gesorgt hat. Poker ist allerdings das einzige Tischspiel, das von dem Verbot ausgenommen wurde. Dennoch betreffen die mit dem GlüStV verbundenen Restriktionen auch die Pokerszene. Welche Veränderungen haben Pokerspieler in Online Casinos mit deutscher Lizenz genau zu erwarten?
Verbot von Live-Dealer-Spielen und Spielen mit Bankhalter
Um es gleich vorwegzunehmen: Die neuen Maßnahmen haben das Potenzial dazu, dass der Besitz einer deutschen Lizenz des Anbieters für Glücksspieler künftig verstärkt im Online Casino Vergleich berücksichtigt wird – leider nicht nur zum Guten hin.
Die ersten Neuregelungen betreffen das Verbot von Live-Dealer-Spielen. Solche Live Pokerspiele sorgen zwar für eine besonders realistische Spielatmosphäre, als befinde man sich in einer renommierten Spielbank wie Las Vegas, Monte Carlo oder Macao. Ebendiese Attraktivität bewertet der Gesetzgeber offenbar als suchtfördernd, weswegen Live-Spiele fortan nicht mehr zulässig sind.
Das Verbot von Bankhaltern bedeutet wiederum, dass nur noch Pokerspiele im Online Casino erlaubt sind, bei denen ausschließlich gegen menschliche Spieler gespielt wird. Die Platzvergabe muss zufällig erfolgen und Spieler dürfen nur noch an höchstens vier Pokertischen zugleich spielen.
Mehr Schutz und Überwachung
Andere Regelungen aus dem Glücksspielstaatsvertrag sind eher allgemeiner Natur, aber wirken sich dennoch massiv auf das Spielerlebnis aus. Zunächst muss jeder Spieler sich ein Spielerkonto zulegen, das für sämtliche Online Casinos und ortsgebundene Spielstätten gleichermaßen gilt. Für ihn gilt zukünftig ein Einsatzlimit von 1.000 Euro im Monat und bei einem problematischen Spielverhalten ist eine zentrale Sperrung in der neuen Spielersperrdatei möglich.
Online Casinos mit deutscher Lizenz müssen außerdem einen Panikbutton für Glücksspieler bereitstellen, mit dem sich Spieler freiwillig für eine längere Zeit selbst sperren lassen dürfen. Außerdem sind sogenannte Realitätschecks vorgeschrieben, die sich dergestalt auswirken, dass der Spieler über seine Spielzeit nun jede Stunde erinnert wird.
Neue Spieleinsatzsteuer
Bislang war das Verbot beliebter Tischspiele wie Blackjack, Roulette und Baccara der größte Kritikpunkt am GlüStV von Seiten der Spieler. Die kurz vor Inkrafttreten der neuen Regularien vom Bundestag beschlossene Glücksspielsteuer in Höhe von 5,3 % macht dem Kahlschlag aber Konkurrenz in seiner Rolle als für Spieler besonders unbeliebte Neuerung. Auf diese Weise können die Spieler, die eigentlich geschützt werden sollten, viel mehr als vorher beim Pokern im Internet verlieren.
Die Glücksspielsteuer, die genauso für die Online Slots gilt, hat das Potenzial dazu, der deutschen Branche den Todesstoß zu versetzen, da ein massives Abwandern der Spieler zu Online Casinos ohne Glücksspielsteuer (und Verbot beliebter Tischspiele) befürchtet wird. Innerhalb der EU ist Deutschland nämlich das einzige Land, das eine Spieleinsatzsteuer verhängt, die sich spürbar auf die RTP-Quote auswirken wird.
Üblich ist in der EU stattdessen eine Bruttospielertragssteuer, die beim Spieler nicht direkt für Verluste sorgt, sondern nur auf die Gewinne berechnet wird. Experten haben eruiert, dass die deutsche Spieleinsatzsteuer von 5,3 % einer Bruttospielertragssteuer von 57 % entspricht, die damit ungefähr dreimal so hoch ist wie im EU-Durchschnitt.
Fazit: keine Sieger durch das Regelwerk
Insgesamt macht der neue Glücksspielstaatsvertrag eigentlich keine Seite richtig glücklich. Das dürfte der Hauptgrund für die massive Kritik sein, der das Regelwerk von allen Seiten ausgesetzt ist. Spieler beklagen neben der Glücksspielsteuer besonders eine Überregulierung und den Verlust lieb gewordener Tischspiele. Betreiber sehen diesen Attraktivitätsverlust von Online Casinos mit deutscher Lizenz ebenso kritisch, weil sich dieser nachteilig auf das eigene Geschäft auswirkt. Für Gegner von Glücksspielen ist bereits der Umstand der Legalisierung ein Gräuel. Sie wettern gegen eine Kapitulation des Staates gegenüber der Glücksspielbranche.