Alejandro „Papo MC“ Lococo hat es als Freestyle-Rapper und als Pokerspieler geschafft, große Erfolge zu feiern. Der größte Pokererfolg des Argentiniers war das Erreichen des Final Table des WSOP Main Event 202, wo er nach dem Verlust des bis dahin größten Pott des Turniers Dritter wurde. Schon ein paar Monate vorher war er Mitglied des Team PokerStars geworden. Dieses Jahr landete er beim WSOP Main Event auf Platz 37. Er hat bei Pokerturnieren mehr als $2 Millionen gewonnen.
Wir trafen ihn bei der EPT Barcelona zum Interview.
Papo, dieses Jahr hast Du den zweiten Deep Run in Folge beim WSOP Main Event hingelegt. Hast Du ein spezielles Geheimnis oder wie machst Du das?
Das weiß ich selbst nicht genau. Viele Dinge spielen eine Rolle, aber der Main Event ist vor allem eine mentale Herausforderung. Du musst sehr stark sein, um die Bad Beats auszuhalten und so viele Stunden am Stück zu spielen.
Das ist bestimmt sehr anstrengend, oder?
Ich bin in Vegas immer so um 10 Uhr morgens aufgestanden, habe um 12 Uhr am Tisch gesessen und dann bis 2 Uhr morgens gespielt. Und das acht Tage am Stück nur beim Main Event. Mit den anderen Turnieren davor habe ich 29 Tage am Stück gepokert. Meine Fitness war vielleicht besser als die der anderen Spieler, wer weiß?!?
In Deutschland betrachtet man Poker heutzutage eher als Sport denn als Spiel. Wie siehst Du das?
In Argentinien und Brasilien ist Poker auf jeden Fall Sport, dann sollte das in Deutschland auch so sein.
Letztes Jahr hast Du beim Main Event an Tag 8 einen riesigen Pott gegen Koray Aldemir verloren. Hast Du diesen Call auf dem River jemals bereut? Und warum hast Du so schnell gecallt – schon nach 14 Sekunden?
Meine Entscheidung habe ich schon auf dem Turn getroffen. Ich habe mir überlegt, bei welchen Karten bzw. Farben ich auf dem River folde bzw. calle. Insofern musste ich auf dem River nicht mehr lange überlegen, sondern konnte meine Entscheidung direkt äußern. Ich wollte einfach nicht vor der Kamera so tun, als müsste ich überlegen.
Unterm Strich gefällt mir der Call immer noch. Koray ist ein sehr guter Spieler, und er ist mit vielen Händen zu diesem Spielzug imstande. Das ist einfach eine typische Situation. Hätte ich richtig gelegen, wäre ich der beste Spieler der Welt gewesen, weil ich die Karten meines Gegner förmlich sehe, so aber sieht es so aus, als wäre ich der schlechteste Spieler der Welt (lacht)!
Die meisten Menschen beurteilen alles nach dem Ergebnis. Hat der Gegner geblufft, war der Call richtig und alle hätten auch so gespielt, und andersrum war der Call natürlich völliger Blödsinn.
Ich versuche mich davon freizumachen und mein Spiel zu spielen, und meine Ergebnisse sind gut damit.
Ich bin einfach nicht der beste Spieler der Welt, ich will weiter lernen und mein Spiel verbessern.
Du warst erst als Musiker, dann als Pokerspieler erfolgreich. Gibt es noch etwas anderes, in dem Du erfolgreich sein möchtest?
Ich habe die Musik, möchte Poker spielen und dann habe ich auch noch eine Familie. Da bleibt keine Zeit für andere Dinge!
Was empfiehlst Du einem Einsteiger beim Poker? Viel spielen, Bücher lesen oder was sonst?
Das Wichtigste ist, dass Du das, was Du tust, gern tust. Wenn Du es wirklich liebst, wirst Du auch erfolgreich sein. Und wenn das so ist, findest Du im Internet eine Menge Content. Du kannst auf Twitch Highstakes-Spielern beim Pokern zuschauen und so viele Informationen bekommen.
Als Musiker braucht man Talent. Ist das beim Poker auch so oder kann man das einfach lernen und so der beste Spieler der Welt werden?
Ich glaube nicht, dass es bei Musik um Talent geht. Aus meiner Familie macht niemand Musik, mein Vater nicht und meine Mutter auch nicht. Als ich mit der Musik anfing, hatte ich keine Ahnung.
Ist es wieder die Leidenschaft?
Ja, ich mache seit 16 Jahren Freestyle und habe damit sehr viel Zeit zugebracht. Da wäre es doch schlimm, wenn ich nicht gut wäre, oder (lacht)? Du hast sowohl im Fußball und Poker wie in der Musik Künstler und Mathematiker. Die einen malen ein Bild, die anderen rechnen ständig etwas aus. Ich bin eher ein Künstler, daher mag ich diese Gruppe auch mehr.
Diese Unterscheidung habe ich so noch nie gehört. Das ist sehr interessant.
Ja, bei den Highrollern siehst Du Spieler, die mit Assen in gewissen Situationen limpen, während andere das niemals tun würden. Mir gefallen die Spieler besser, die das Ungewöhnliche tun. Und das Interessanteste am Poker ist, dass nicht alle Rätsel eindeutig gelöst sind.
Du bist also ein Spieler, der nur auf seine Intuition vertraut?
Nein, so einfach ist das nicht. Du brauchst natürlich eine mathematische Basis und musst die Gewinnchancen kennen. Aber die schwierigen Entscheidungen treffe ich intuitiv.
Du bist seit gut einem Jahr im Team PokerStars. Wie siehst Du Deine Rolle als PokerStars Pro?
Das macht viel Spaß und ist eine tolle Sache. Wir sind sehr zufrieden, denn viele Leute, die nichts mit Poker zu tun haben, lernen das Spiel so kennen. Daraus hat sich schon einiges ergeben, und ich denke, PokerStars kann damit durchaus zufrieden sein.
Du möchtest also für die Verbreitung des Pokerspiels sorgen?
Ja, ich möchte Poker wieder groß machen (lacht).
Was sind Deine nächsten Pläne? Wirst Du die WSOP Europe im King’s spielen?
Ich werde auf jeden Fall die EPT in London mitspielen und dann vielleicht die WSOPE. Das ist aber noch nicht sicher.
Danke für das Gespräch.