Poker ist eines der beliebtesten Kartenspiele der Welt. Millionen von Zuschauern verfolgen jedes Jahr die World Series of Poker in Nevada, unter ihnen auch viele Deutsche. Trotzdem ist Poker hierzulande nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner Beliebtheit. Mittlerweile ist es knapp zwei Jahrzehnte her, dass das große Pokerfieber um sich griff und Turniere zur besten Sendezeit im Fernsehen liefen. Nach 2010 ließ das Interesse langsam aber sicher nach. In den letzten Jahren gab es aber einige Anzeichen dafür, dass sich das Blatt wenden könnte. Kommt das große Pokerfieber bald zurück nach Deutschland?
Das Pokerfieber der Nullerjahre
In der Zeit nach der Jahrtausendwende war Poker in aller Munde. Damals lief zum ersten Mal die WSOP hierzulande im Fernsehen. Im Internet kamen die ersten Online-Pokerspiele auf und gewannen in Windeseile viele Fans. Und gefühlt legte sich damals jeder Zweite im Freundeskreis einen eigenen Pokerkoffer für private Runden am Wochenende zu. Stefan Raab sprang mit einer Pokernacht im Fernsehen auf den Pokerzug auf und lud Promis wie Axel Stein, Janine Kunze und Hugo Egon Balder ein. Und Boris Becker machte stolz Werbung für die deutsche Seite von PokerStars. Überall entstanden kleine und auch größere Pokervereine, die Frankfurter Allgemeine Zeitung erklärte Poker 2008 sogar zum neuen Volkssport. Es war eine tolle Zeit für die Pokergemeinde in Deutschland – aber leider hielt sie nicht ewig an.
Umsatzeinbruch in Deutschland nach 2010
Nach ein paar Jahren reichte es vielen Menschen dann wieder mit dem Pokerfieber. Die Einschaltquoten im Fernsehen sanken, die Sender nahmen Pokerturniere aus dem Programm oder verlegten sie auf die hinteren Sendeplätze. Und auch im Onlinepoker machten sich zunehmend Probleme bereit. Unehrliche Spieler entwickelten immer wieder neue Methoden zum Schummeln wie Tracking-Software oder heimliche Kooperation. Die Plattformen kamen zunächst nicht hinterher und konnten der Trickserei keinen Einhalt gebieten. Das vergraulte ehrliche Spieler, die teilweise viel Geld verloren. In Deutschland gerieten Online-Pokeranbieter auch wegen der unklaren Rechtslage zunehmen unter Druck. Ihr Umsatz brach von 192 Millionen Euro im Jahr 2013 auf 10 Millionen Euro im Jahr 2021 ein. Poker verschwand zwar nie ganz von der Bildfläche, verlor aber an Bedeutung.
Steigendes Interesse an Casinopoker
Die Deutschen wandten sich anderen Glücksspielen zu, allen voran den virtuellen Automatenspielen. Sie wurden zum neuen Umsatzbringer von Online Casinos und verdrängten Kartenspiele fast vollständig. Zuletzt gab es aber zwei Entwicklungen, die das Pokern in Online Casinos wieder in den Vordergrund rückten. Das Aufkommen von Livespielen führt dazu, dass die Spieler sich wieder auf klassische Casinospiele besinnen. Dazu gehören auch Pokervarianten wie Caribbean Stud Poker oder Bet On Poker. Diese Spiele unterscheiden sich deutlich vom echten Poker: Die Spieler spielen nicht gegeneinander, sondern gegen die Bank. Und Bluffs sind gar nicht vorgesehen. Trotzdem wecken sie oft das Interesse an richtigem Poker.
Bessere Zahlungsmethoden für Online-Poker
Zudem hat die Entwicklung neuer Zahlungsmethoden das Interesse am Online-Poker beflügelt – ob im Casino oder auf Pokerplattformen. Denn umständliche Zahlungsmethoden und hohe Gebühren haben früher viele potentielle Spieler abgeschreckt. In den letzten Jahren sind viele innovative Lösungen entstanden, die diese Probleme lösen. Ein aktuelles Beispiel: Revolut Casinos liegen im Trend, weil dieser Dienst sich mit vielen Zahlungsmethoden aufladen lässt. So können Kunden zwischen Apple Pay, Kreditkarten oder Überweisung wählen, wenn sie im Casino oder auf einer Pokerplattform Geld einzahlen möchten. Die Hemmschwelle, Poker im Internet auszuprobieren, ist also deutlich gesunken.
Deutsche Gewinner bei der WSOP
Auch zwei aufsehenerregende Siege bei der WSOP in den letzten Jahren verschafften Poker neue Aufmerksamkeit. 2019 gewann der Deutsche Hossein Ensan das Main Event des Turniers und strich 10 Millionen Dollar ein. Der damals 55-Jährige ging als Favorit an den letzten Tisch und schlug den Italiener Dario Sammartino mit einem einfachen Pair von Königen. Nur zwei Jahre später gewann Koray Aldemir den Jackpot von 8 Millionen Dollar beim Main Event. Er besiegte den Amerikaner George Holmes mit einem Two-Pair. Damit ist Deutschland nach den USA das zweiterfolgreichste Land in der Geschichte der WSOP. Die Siege der beiden Deutschen riefen ein großes Medienecho hervor und inspirierten viele Nachwuchsspieler.
Rückenwind durch Glücksspielreform
Seit der Glücksspielreform 2021 haben es Pokerfans auch wieder leichter, im Internet zu spielen. Erstmals gibt es Pokerplattformen, die ihre Dienste legal auf dem ganzen Bundesgebiet anbieten dürfen. Zu den ersten Plattformen, die eine Lizenz erhielten, gehören Partypoker, ggpoker und PokerStars. Die Auswertung der Steuereinnahmen zeigt, dass dieses neue Angebot gut ankommt: Im ersten Jahr betrugen sie noch 13,6 Millionen €, im zweiten Jahr waren sie mit 32,8 Millionen € schon mehr als doppelt so hoch. Die Umsätze im Online-Poker dürften 2023 noch weiter ansteigen, nicht zuletzt weil weitere Unternehmen die Lizenz beantragt haben.
Es spricht also einiges dafür, dass Poker wieder im Kommen ist. Selbst die Promis sind zurück: Bei einer Promi Poker Nacht auf Twitch ließen sich 2021 unter anderem Jens Knossalla, Simon Gosejohann und Youtube-Influencer Rewi blicken. Ob sich daraus wirklich ein neues Pokerfieber entwickelt, lässt sich noch nicht sagen. In jedem Fall steigt das Interesse am Pokern wieder, und das ist gut so.