Nachdem Martin Kabrhel im WSOP $250.000 Super High Roller Event (hochgepokert berichtete) als 3. mit $2.279.038 seinen zweithöchsten Lifetime Cash einfahren konnte, hagelte es Kritik und Kommentare von allen Seiten. Der Tscheche, der mit seinem, wie er selbst sagt autistischen, Spiel mehr TV Time hatte als gefühlt der restliche Final Table zusammen, polarisiert Spieler und Zuschauer seit Jahren. Das Poker Enfant Terrible provoziert und unterhält gleichermaßen. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die WSOP-Zuschauer auf seine von PokerGO live gestreamte Finalperformance reagieren, oder sich genervte (und womöglich von Kabrhel geschlagene) Pokerkontrahenten zu Wort melden. Allerdings beschränken sich die Meldungen diesmal nicht auf das reine Tischgebahren des zweifachen Bracelet-Gewinners, sondern äußern Betrugsvorwürfe. Konkret soll der 40-Jährige Karten während des Super High Roller Events #40 Karten markiert haben.
UPDATE: Mittwoch 21. Juni 2023
Martin Kabrhel im Interview bei Doug Polk!
Super High Roller Final Table bei der WSOP bringt Kabrhel weltweit in die Wohnzimmer
Martin Kabrhel ist sicher allen europäischen Spielern ein Begriff. Der Tscheche ist ein Regular auf der großen, aber auch der kleinen europäischen Pokerbühne und sowohl durch seinen Trash Talk, das sogenannte Speech Play, als auch durch sehr gute Pokerergebnisse auf höchstem Niveau bekannt. Inzwischen kann er getrackte Lifetime Winnings von knapp $11,5 Millionen Dollar aufweisen. Seine beiden Braceletgewinne stammen aus einem €1.100 NLH Event der WSOPE 2017 und dem €100.000 Super High Roller Event der WSOPE 2018. Auch wenn es sich um WSOP Erfolge handelt, sind diese bei der europäischen Ausgabe erzielt worden. Dem weltweiten Mainstream Publikum ist der Tscheche daher wahrscheinlich weniger ein Begriff als dem deutschen oder tschechischen Fachpublikum. Das hat sein markanter Auftritt am öffentlichkeitswirksamen Final Table des $250.000 Super High Roller Events in Las Vegas natürlich drastisch geändert. Nach dem riesigen Payout von fast 2,3 Millionen Dollar am Sonntag und der großen medialen Aufmerksamkeit durch die Liveberichterstattung von PokerGO, bzw. viele Folgevideos, ist Martin Kabrhel jetzt rund um den Globus in aller Munde. Mit seinen Anwandlungen am Pokertisch versucht er konsequent in die Köpfe seiner Gegner zu kommen, was er sehr erfolgreich macht! Und dazu ist ihm fast jedes Mittel recht. Damit bringt er nicht selten Spieler aber auch Zuschauer gegen sich auf … wovon sich jetzt einige – berechtigt oder unberechtigt – zu Wort zu melden.
Die Videos von besagtem WSOP Final Table am Sonntag
Wo und wann konnte man die Action von Martin Kabrhel denn überhaupt verfolgen und wo sind die Videos jetzt noch zu sehen? – Das fragen sich inzwischen viele Pokerinteressierte, um sich selbst ein Bild machen zu können.
– Der Livestream von Tag 2 des 3-Tage-Events ist auf dem Kanal von PokerGO frei verfügbar – hier ist Martin Kabrhel zeitweise an den Feature Tischen zu sehen:
– Die Berichterstattung vom Final Table, an dem es dann um Preisgelder von über 5 Millionen Dollar für den Sieger ging, ist via PokerGO-Abonnement in kompletter Länge zu sehen, und zwar hier:
– Für seinen frei zugänglichen Youtube-Kanal hat PokerGO einen Zusammenschnitt der Highlights vom Event #40 Finaltisch mit dem Thumbnail „Heroes vs. Villains“ – also Helden gegen Bösewichte – veröffentlicht. Zu diesem Video kommt ihr hier:
Andrew Robl bringt Kritik auf neues Level: Martin Kabrhel soll beim Poker betrügen
Nachdem sich viele Zuschauer über den ihnen bereits bekannten oder neu kennengelernten Kabrhel ausgelassen hatten – dabei war im Spektrum von nervensägend bis unterhaltend alles vorhanden – waren jetzt anscheinend die Poker Pros an der Reihe, ihren Emotionen Luft zu machen. Die Äußerungen der Spieler waren allesamt negativ, schließlich war es ja auch ihre Spielzeit, Konzentration und das Preisgeld, um das sie sich gebracht fühlten.
Dan Smith (6. Platz im Turnier) sagte im WSOP Interview nach dem $250.000 High Roller, dass er nicht wisse, ob alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Auf jeden Fall wäre es ärgerlich, dass der Tscheche sich immer die vollen 30 Sekunden Bedenkzeit nehmen würde, sobald er an der Reihe sei. Er empfände ihn als unglaublich unangenehm.
Auf ein neues Level brachte die Diskussion um Martin Kabrhel, dann Poker Pro Andrew Robl, der zuvor im Super High Roller leer ausgegangen war. Er bezichtigte den 40-Jährigen auf Twitter des von ihm beobachteten Card Markings, also dem Zinken von Karten mit Fingernägeln, Cremes (das sog. „Daubing“) oder anderen Substanzen.
Martin Kabrhel wehrt sich auf Twitter und will rechtliche Schritte einleiten
In einem vierteiligen Tweet wehrt sich die Nummer 1 der tschechischen All Time Money List inzwischen gegen die Anschuldigungen von Adrew Robl, dass er ein Poker-Betrüger sei.
Dabei räumt der Beschuldigte ein, dass man über seine Manieren, seine schlechten Witze, sein unangenehmes Spiel oder alle Etiketten, die man seinem autistischem Spiel anheften will, sagen kann was man will, aber nicht dass er ein Betrüger sei. Das Gerede, das jetzt aufkommen würde, würde seiner Geschäftstätigkeit und seiner Familie schaden. Deswegen habe er sich dazu entschieden, rechtliche Schritte gegen Andrew Robl einzuleiten, da es in so einem professionellem Umfeld wie der WSOP ein Leichtes sei, die Anschuldigungen als Lügen zu entlarven. Weiterhin stellt Kabrhel ungläubig fest, wie einfach es für Leute sei, nur aufgrund von Antipathie gegenüber seiner Person auf diesen Zug aufzuspringen.
Was hat Martin Kabrhel eigentlich mit den Karten angestellt
Neben allen möglichen Kommentaren zum Speech Play, seinen Eigenheiten was das Zählen und Auftürmen der gegnerischen Chips angeht und sonstigen Verhaltensweisen am Tisch und gegenüber Kontrahenten, geht es im Prinzip um 3 Dinge, die Spieler und Zuschauer im Umgang mit den Karten monieren:
- Das Bearbeiten der Karten mit den Fingernägeln und das häufige Knicken der unter den Handflächen verborgenen Hole Cards
- Klebende Karten
- Der Röntgenblick auf die Kartenrückseiten bei den Gegnern
Doug Polk nimmt sich im Video der Sache an
Nachdem alle Mühlen der Pokerwelt zu diesem Thema in Gang gesetzt wurden, lag es auf der Hand, dass ein Doug Polk Video zu diesem Sachverhalt längst überfällig war – vor allem wenn es dabei um vermuteten Betrug beim Pokern gehe. In gewohnt investigativer Manier nimmt Poker Influencer Doug Polk die Lage in Augenschein, zeigt in seinem zugehörigen Video die kontroversen Verhaltensweisen und analysiert sie in Kombination mit den gespielten Händen.
Dabei kommt der Poker Pro Polk, der selbst auf den höchsten Leveln schon gegen Martin Kabrhel gespielt hat, zu verschiedenen Schlussfolgerungen. Zum einen zeigt er, dass ein mögliches Markieren der Karten („Indexing“) nicht zu dem Spielverhalten passt, dass in den gespielten Händen von Kabrhel an den Tag gelegt wurde. Er geht, auch in Kenntnis von Kabrhels sonstigem Tischverhalten davon aus, dass der Tscheche den Tisch eher glauben lassen möchte, dass er die Rückseiten der Karten markiert hätte, um den Spielern zu suggerieren, er könne erkennen, welche Karten sie verdeckt vor sich liegen haben. – Das systematische Markieren oder Ähnliches passiere also tatsächlich nicht.
Auf der anderen Seite ist es offensichtlich, dass Kabrhel die Karten in irgendeiner Weise bearbeitet, sei es als Mittel seiner psychologischen Kriegsführungen oder als autistischer Tick. Und das sei laut Doug Polk ein rotes Tuch, das auf jeden Fall unterbunden oder geahndet werde müsse, ganz gleich welche Intention oder welcher Nutzen dahinter steckt.
Und als Drittes wirft Doug Polk die Frage in die Runde, möglicherweise auch nur um Kommentare zu generieren, wo die Grenze liege, an der Turnierdirektoren handeln sollten – oder ob bis zum Beweis des Gegenteils immer die Unschuldsvermutung gelte.
Mit den hier aufgeführten Quellen und Videos, könnt ihr euch selbst ein eigenes Bild von der Situation machen. – Hochgepokert.com wird euch in dieser Sache auf dem Laufenden halten, sobald es Neuigkeiten gibt und diese Seite dann gegebenenfalls mit den neuen Entwicklungen updaten.