Das Main Event der WSOP zu gewinnen, ist wohl der Traum eines jeden Pokerspielers. Die riesigen Teilnehmerfelder und der Ehrgeiz der anderen Spieler ihren WSOP-Traum zu verwirklichen, sorgen dafür, dass ein solcher Sieg ein nahezu unerreichbarer Traum bleibt. – Aber was würdet ihr machen, wenn statt 9.337 (2023) gerade einmal 12 Spieler (1972) für das wichtigste Pokerturnier der Welt angemeldet wären, und 4 davon gar nicht am Turniertisch Platz nehmen würden, sondern sich lieber nebenan ins Cash Game setzen würden? Dann würdet ihr zumindest bei den verbleibenden 8 davon ausgehen, dass sie alles tun würden um zu gewinnen, richtig? – Aber genau das Gegenteil war der Fall…
In den Anfängen der World Series of Poker war die Weltmeisterschaft noch sehr überschaubar und glasklar, wer daran teilnehmen würde: Kann Weg führte an Doyle Brunson, Puggy Pearson, Johnny Moss, Jack „Treetop“ Strauss und Thomas „Amarillo Slim“ Preston vorbei. Ausgerichtet wurde die Weltmeisterschaft im legendären Binion’s Horsheshoe in Downtown Las Vegas von Benny Binion.
Pokerspieler wie Doyle Brunson bestritten ihren Lebensunterhalt mit dem Kartenspiel und mussten zu der Zeit oft illegal spielen, zumal Poker nicht überall offiziell erlaubt war, viele gute Spiele nur in privaten Runden stattfanden und zudem die gesetzlichen Regelungen (genau wie heute) von Staat zu Staat unterschiedlich waren.
Da mit der Einführung der WSOP und der starken Bewerbung des Turniers durch die Familie Binion der erste „Medienhype“ mit Reportern und Kameras an den Turniertischen einsetzte, sahen vor allem Doyle Brunson, und Walter „Puggy“ Pearson ihr Geschäftsmodell gefährdet, das auch gegenüber den Finanzbehörden seit zwei Jahrzehnten auf einem „Low Profile“ beruhte. Außerdem war Doyle Brunson besorgt, dass seine Familie Repressalien als Familie eines Spielers erfahren könnte und auch Einladungen zu lukrativen Cash Games erschienen ihm unwahrscheinlicher, wenn man dort als WSOP Champions angekündigt würde. – Durch einen Sieg bei der WSOP wollten Brunson und Pearson auf keinen Fall in das Licht der Öffentlichkeit gerückt werden, dafür hatte er sich Brunson sogar einen Alias, nämlich „Adrian Doyle“ zugelegt.
Als das Main Event nur noch three-handed war, ließ Doyle Brunson das Turnier unterbrechen, um sich mit seinen beiden Kontrahenten „Puggy“ Pearson und „Amarillo Slim“ zu besprechen und einen Ausweg aus der Situation zu finden.
Brunson und Pearson brachten zum Ausdruck, dass sie das WSOP Main Event nicht gewinnen wollten, wohingegen Shortstack „Amarillo Slim“ gern den Titel und das öffentliche Interesse an der Person des Weltmeisters in Kauf nehmen würde. Sie einigten sich auf einen Deal, der Thomas „Amarillo Slim“ Preston das Turnier gewinnen ließe, das Preisgeld aber nach den Chipstacks zum Zeitpunkt des Deals ausgezahlt werden würde.
Daraufhin flossen durch Softplay nicht nur in jeder Hand die Chips von Pearson und Brunson zu Preston, dieser feierte seine in Serie gewonnenen Hände vor den Kameras und machte die ganze Situation nur noch offensichtlicher. Daraufhin griff Benny Binion ein, der in Sorge um die Glaubwürdigkeit der von ihm eingeführten Pokerweltmeisterschaft war. Und beorderte die Spieler in den Sombrero-Room in seinem Casino.
Und so kam es wohl zu dem unsportlichsten Hinterzimmer-Deal, den die WSOP je gesehen (oder eben nicht gesehen) hat. Nachdem Doyle Brunson Ausrichter Jack Binion erklärt hatte, warum er auf einmal Chip Dumping betreibe, erlaubte Binion ihm seine Turnierchips zu ihrem Gegenwert zu dem Turnierzeitpunkt auszucashen. Das tat „Texas Dolly“ auch und verließ direkt das Horseshoe, mit der offiziellen Begründung „Bauchschmerzen“.
Inzwischen hatte auch „Puggy“ Pearson wieder Gefallen daran gefunden Weltmeister zu werden und spielte das Heads-Up gegen „Amarillo Slim“ Preston sehr aggressiv. Darauf soll Binion ihn angehalten haben, weniger aggressiv zu spielen, um nicht die Gewinnchance von „Amarollo Slim“ zu schmälern, der in Binions Augen, durch sein medienwirksames Auftreten der perfekt Werbebotschafter als Weltmeister für die WSOP wäre.
Mit welcher Hilfe auch immer wurde Preston 1972 Weltmeister und der Rest ist Geschichte. Der charismatische Spieler aus Amarillo, Texas, wurde das Aushängeschild des Pokers. U.a. mit Auftritten in Jimmy Carsons Tonight Show oder mit seinem Cameo Auftrit in dem legendären Pokerfilm „California Split“. „Puggy“ Pearson holte sich den Main Event Titel im darauffolgenden Jahr und Doyle Brunson sollte unter anderen Umständen 1976 und 1977 mit seinen back-to-back WSOP Main Event Titeln Geschichte schreiben.
Poker wäre wahrscheinlich in den Medien nie das geworden, was es heute ist, hätte es den Hinterzimmer Deal nicht gegeben und Brunson 1972 gewonnen. Auch wenn alle drei Spieler spätesten mit ihren späteren Erfolgen mit dem Ablauf des WSOP Main Event im Jahr 1972 im Reinen waren, war die Art und Weise wie Thomas Preston Weltmeister geworden war, Benny Binion nicht geheuer. – Und so wurde zum bislang einzigen Mal in der Geschichte der WSOP das Main Event Bracelet am Ende des Turniers nicht vergeben…
Die Kollegen von „Poker Bounty“ haben das ganze in Wort und Bid auf ihrem Youtube Kanal aufgearbeitet und festgehalten. Schaut euch gerne das Video zu diesen einzigartigen Vorkommnissen einmal an: