Es gibt hunderte von Tipps und Tricks wie man strategisch erfolgreich Poker spielt. Aber vergessen wird oft, dass Pokeretiquette und eure Reputation auch dazu gehört, sonst seid ihr ganz schnell raus aus den Home Games und habt auch sonst mehr Gegner als euch lieb ist. – Wir zeigen euch hier die Poker Benimmregeln, ohne die ihr niemals das Ansehen am Pokertisch bekommt, das euch spielerisch zusteht.
Schützt eure Hole Cards!
Die oberste Regel im Poker: Schützt eure Hole Cards! Lasst ihr jemanden in eure Karten schauen, egal ob absichtlich oder aus Versehen, führt ihr das ganze Pokerspiel ad absurdum und öffnet jedem billigen Betrugsversuch Tür und Tor. Nehmt die Karten NIEMALS vom Tisch und benutzt einen Card Guard, um sie vor versehentlichem Einziehen durch die Dealer zu schützen!
No Angle Shooting!
Auch wenn so gut wie jeder Pokerfilm, angefangen von „Big Hand for a Little Lady“ (dt.: „Höchster Einsatz in Laredo“) bis hin zu „Lock, Stock and Two Smoking Barrels“ (dt.: „Bube, Dame, König, Gras“), Angle Shooting als zentrales Element aufgreift, wird es euch am echten Pokertisch nur Ärger bringen. Das Dehnen der Regeln, kann zwar in der Grauzone der Regularien noch zu legitimen Spielsituationen führen – aber seid euch sicher: An Angle Shooting erinnert sich alle Pokerspieler. Dieses Stigma werdet ihr nie wieder los!
No Calling the Clock!
Wollt ihr, dass ihr in einer kritischen Situation um eure Bedenkzeit gebracht werdet – Nein? Dann bringt eure Kontrahenten auch nicht darum! Wer nicht in jeder Hand dafür sorgt, dass an eurem Tisch weniger Hände als an allen anderen gespielt werden, hat wahrscheinlich gute Gründe Bedenkzeit zu nutzen.
Kein Tanking!
Wollt ihr erst gar nicht in die Situation kommen, dass jemand „Time“ ruft, wenn ihr an der Reihe seid – dann geht gar nicht erst in den Tank. Poker ist zwar keine Blitzschach, aber das Spiel geht immer mehr dahin, dass (zumindest ab einem gewissen Level) mit Shot Clock gespielt wird, es also pro Entscheidung eine fixe Maximal-Bedenkzeit gibt.
Kein Slowrolling!
Auch wenn James Bond in „Casino Royale“ mit seinem slowgerollten Straight Flush seine Gegner richtig alt aussehen lassen hat, geht es beim Poker nicht darum, seine Gegner besonders dumm dastehen zu lassen! Ihr wollt auch nicht vorgeführt werden – also zeigt die Nuts oder die gewinnende Hand einfach!
Die Action beachten!
Jede kennt diese Typen am Tisch, die einen Witz nach dem andern reißen und ja eine so gute Zeit am Tisch haben, jeden in Small Talk verwickeln oder einfach einen einnehmenden Monolog führen – nur eins machen sie nicht: Auf die Action acht geben! Nichts ist nerviger als ein Spieler, der sich die Action der aktuellen Hand erklären lassen muss, jedes Raise vor ihm übersieht und nie weiß, wann er dran ist. – Seid nicht dieser Typ!
No Acting out of Turn!
Beachtet die Action vor euch, dann passiert es euch auch nicht, dass ihr außer der Reihe agiert! Immer wieder gibt es aber auch Spieler, die vorwerfen, also außer der Reihe folden, weil sie auf die Toilette müssen oder aus anderen Gründen vom Tisch aufstehen und außer der Reihe agieren, „weil sie die Hand sowieso nicht spielen wollten“. Das ist grob unsportlich und verfälscht das Spiel. – Setzt jemand out-of-Turn Chips, so kann das natürlich Unachtsamkeit („Die Action beachten!“) oder Absicht („Angle Shooting“) sein.
Ruhig sein, sofern man nicht in der Hand ist!
Wer kennt es nicht. Da geht es um viel Geld einem Topf oder um das Turnierleben, und kreuz und quer am Tisch wird gequatscht. Respektiert die anderen Mitspieler und stört sie nicht in ihrer Entscheidungsfindung. – Und sollte sich jemand zu der konkreten Hand oder seinen Hole Cards äußern, ist dies nicht nur grob unsportlich, sondern zieht in der Regel auch eine Strafe nach sich.
Kein Streit
Bis einer heult! – Streit am Pokertisch bringt gar nichts. Für alle Streitfragen, die das Spiel angehen, gibt es Dealer und Floormen. Alles andere hat im Pokerroom nichts zu suchen, trefft euch dafür hinter der Turnhalle!
Chips korrekt stapeln!
Versucht eure Chips so zu stapeln, dass man sie euch counten kann. Dazu bieten sich 20er Stapel an, gegebenenfalls auch 10er wenn ihr nicht so nosebleed bestückt seid. Ihr werdet bemerkt haben wieviel Zeit es braucht einen ungeordneten Chiphaufen durch den Dealer zählen zu lassen. Und auch zu was für Situationen es führen kann, wenn noch irgendwo Chips mit großen Nominationen versteckt sind. Die müssen laut Regelwerk übrigens immer gut sichtbar vorne oder oben auf liegen! – Falls ihr gerade gegen Martin Kabrhel spielt, fragt ihn am besten selber was gerade die korrekte Stapelgröße ist!
Nicht am Tisch essen!
Sich am Tisch zu verpflegen bleibt gerade bei endlosen Cash Games nicht aus. Die feine Art is(s)t es aber nicht. Spätestens wenn ihr die Chips mit der Soße eures essenden Gegners gewonnen habt, oder Essensreste auf eurem Tisch im Homegame bleibende Spuren hinterlassen haben, könnt ihr nachvollziehen warum.
Die Karten niemals öffnen!
Freut ihr euch über den gelungenen Bluff oder über den glücklich getroffenen Draw, die Stone Cold Nuts oder ein Monster Pocket? Schön für euch! – Aber zeigt die Karten niemals, wenn ihr es nicht müsst. Poker ist ein Spiel, bei dem man auf Grundlage von unvollständigen Informationen optimale Entscheidungen zu treffen versucht. Also vervollständigt die Informationen auch nicht freiwillig für eure Gegner – eigentlich geht es darum, dass man für dieses Wissenszugewinn (Chips) bezahlen muss. Macht euch also nicht zum Clown und verschenkt kein Value.
Tipping the Dealer!
Viele Casinos, Poker Clubs und Spielbanken kalkulieren die Gehälter der Dealer so, dass diese auf den „Tronc“, also die „Trinkgeldkasse“ angewiesen sind. Gewöhnt euch daher an, bei einem Handgewinn 1-5% des Pots als Trinkgeld zu tippen, schließlich sind es die Dealer, die das Spiel überhaupt ermöglichen und meistens ein noch größeres Durchhaltevermöglen an den Tag (oder in die Nacht) legen, als jeder Spieler. – Falls ihr nicht bei jeder gewonnenen Hand eine kleine Summe geben wollt, habt ihr auch die Möglichkeit einen größeren Betrag zu tippen, wenn ihr am Ende aus dem Cashgame aufsteht. Auch bei der Auszahlung der Presigelder in einem Turnier gibt es am Ende noch einmal die Möglichkeit Geld in die „Kaffeekasse“ zu werfen, oft sogar zweigeteilt: Einmal für die Dealer und einmal für das Servicepersonal.
Keine Bad Beat Stories!
Ihr wollt in der Pause schnell zur Toilette oder euch etwas zu essen oder zu trinken holen, oder euch am Tisch auf die Action der aktuellen Hand konzentrieren – schafft es aber einfach nicht. Schuld daran sind oft die Bad Beat Stories eurer Mitspieler, die schier unendlich und vielfältiger sind als Geschichten aus 1001 Nacht. Anfänglich merkt ihr noch, dass die meisten Bad Beat Stories, gar nicht so unglückliche Handverläufe beschreiben, sondern es einfach schlecht gespielt war. Irgendwann versucht ihr dann nur noch auf Durchzug zu stellen. – Verkneift auch ihr euch eure Bad Beat Stories und hört auf rumzuheulen.
Do not splash the Pot!
Seid ihr „Teddy KGB“? Wenn nicht, dann „do not splash the Pot“! – Kaum etwas ist ärgerlicher, als wenn Spieler ihre Chips in die Mitte werfen und sie dabei womöglich noch aus Ungeschicktheit mit den Chips vermischen, die bereits in der Mitte legen. Gebt euch etwas Mühe – oder macht ansonsten euren eigenen Untergrund Card Club auf, wenn ihr es „Teddy KGB“ gleichtun wollt.