Niclas „Flushi“ Thumm, der vielen in der Community als ehemaliger Twitch-Streamer „flushiisback“ bekannt sein dürfte, ist der letzte D-A-CH-Spieler im Main Event der PokerStars EPT Monte-Carlo. Als einer der 7 Finalisten hat er bereits €154.900 sicher und als Vierter im Chipcount und einem spielbaren Stack weiterhin gute Chancen auf €1.000.000 für den Sieg. Für den Deutschen, der in Wien lebt, wäre es in einer bislang überschaubaren Anzahl an Live Turnieren bereits der zweite Millionengewinn. Als Zweitplatzierter der PokerStars „Dare2Stream“ Challenge, die Sebastian „peace&loove“ Huber gewann und damit den PokerStars Ambassador Contract erhielt, wurde „flushiisback“ mit einem Platinum Pass für die $25.000 PokerStars Player Championship (PSPC) 2023 auf den Bahamas ausgestattet. Der Rest ist Geschichte, denn mit Platz 6 dort gewann er $1.001.200, nachdem seine Lifetimewinnings vorher bei 400 CHF lagen. Im Fürstentum Monaco ist er nach einem Final Table im 8-Game (Event #9) seit 5 Tagen im €5.300 EPT Main Event erfolgreich unterwegs und wird heute nach der nächsten Million greifen. Davor hat er sich mit hochgepokert.com zu einem Kurzinterview zusammengesetzt.
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HGP: Du hast gestern gesagt, dass Du mit 20 bis 30 Big Blinds in den ersten beiden Leveln von Tag 5 erst einmal schauen und dann mit ein, zwei guten Spots einen Final Table Stack aufbauen willst – das ist Dir ja bestens gelungen! Am Final Day wirst Du die ganze Zeit vor laufenden Kameras sitzen. Dort hast Du ja auch in den letzten Tagen immer wieder einen routinierten, abgeklärten Eindruck gemacht, abseits des Tisches hast Du Dich dann aber richtig gefreut. Wie sieht es in Dir während so eines gewaltigen Turniers aus?
NT: Ich bin kein Profi. Und auch mein zweiter Auftritt auf großer Bühne ist immer noch etwas Besonderes für mich. Ansonsten spiele ich nur kleinere Turniere.
HGP: „Kleiner“ heißt was?
NT: Für das Main Event habe ich 500er Satellites gespielt, worüber ich mich auch qualifiziert habe. Denn €5.300 Direct Buy-In sind einfach ein großes Investment. Jetzt freue ich mich einfach schon ein großes Payout sicher zu haben. Natürlich ist die Aufregung noch da, aber die Freude überwiegt!
HGP: Die Freude über das Payout?
NT: Die Freude noch in diesem Turnier zu sein, weil es einfach soviel Spaß macht mit 90 Minuten Blinds zu spielen, das ist schon etwas ganz Besonders. Die Freude darüber drückt die vorhandene Aufregung dann Stück für Stück nach unten. Aber aufgeregt ist man immer.
HGP: Merkst Du das auch bei den anderen?
NT: Jeder ist aufgeregt, auch die Profis. Natürlich gehen die Profis damit routinierter um. Ein alter Hase wie Adrian Mateos kann dann Leute wie mich auch leichter unter Druck setzen und den ein oder anderen Fold bekommen, wenn ich einen Payjump unbedingt haben will. – Aber da ich mich über ein Satellite qualifiziert habe, ist das jetzt keine große Sache. Ich bin so ja nicht mit großem Kapital drin.
HGP: An den letzten Spieltagen dürftest Du einiges an Bad Beats, Lucky Draws, Hero Calls und Folds gesehen haben. Gab es Situationen, in denen Du übermäßig gut oder schlecht in einer Key Hand davon gekommen bist?
NT: In einer der letzten Hände an Tag drei habe ich mit Pocket Achten gegen ein paar Damen ausgesuckt und mich von 700k auf 1M „hochgepokert“ (lacht). Der Spot gegen den Shortie war dazu auf jeden Fall gut, nachdem ich in den Pot auch schon einiges investiert hatte. – Und natürlich habe ich auch ein paar Flips gewonnen. Genau das brauchst Du in so einem Riesen-Turnier natürlich auch immer. – Glück gehört natürlich immer dazu, gerade in der Anfangsphase, z.B. bei der Entscheidung welchen Tisch Du bekommst.
HGP: Und die andere Seite der Medaille – gab es auch Phasen in denen Du im Main Event hier in Monte-Carlo richtig bad gerunt bist?
NT: Unglücklich war z.B., dass zwei-, dreimal ein ganzes Blindlevel bis hin zu 2 Stunden hatte, wo ich komplett carddead war. Da musste ich dann alles folden, und als ich dann mal Ass-König bekam, geht der Flop mit Queen-high auf mit Flush Draw in der falschen Suit. Dann bekommst Du einfach keine C-Bet rein, oder falls doch ist dann der Turn komplett gegen Dich. So etwas passiert im Laufe eines großen Turniers eben auch – da muss man dann einfach diszipliniert bleiben. – An Tag 4 bin ich so z.B. von einer Million Chips runter auf 180.000, nur um dann am Feature Table mit einem Double-Up und noch einem und ein paar kleineren gewonnenen Hände in der Folge auf 1,4 Millionen zu kommen. Hätte ich mit den 180k eine Minute die Disziplin verloren, oder etwas gepusht, was vielleicht knapp gewesen wäre, und man dadurch einen besseren Spot verpasst, der stattdessen gekommen wäre, dann schenkt man so ein Turnier einfach her.
HGP: Und in solchen Situationen liegen Dir gewöhnlich?
NT: Ich glaube, dass ich in Situationen ganz gut bin, in denen es darum geht diszipliniert zu spielen.
HGP: Wie hast Du Dich bis jetzt in dem Turnier orientiert? Schaust Du von Payjump zu Payjump oder gehst Du eher auf das große Ganze?
NT: Jeder Payjump ist für mich natürlich viel Geld. Genauso freue ich mich aber auch, die besten Entscheidungen spieltechnisch zu treffen, das sollte man immer im Hinterkopf haben. Im Hinblick auf den Unterschied bei den Payjumps der letzten Spieltage, waren die Situationen dort immer so, dass man seine Spots noch nehmen muss. Ich hätte nie große Teile meines Stacks erhalten, wenn ich die Spots passiv gespielt oder geskippt hätte.
HGP: Woran machst Du fest, wenn ein Spot geeignet dafür ist?
NT: Natürlich schaue ich mir die Leute immer genau an, um zu entscheiden gegen wen ich welche Aktion mache. Da das Niveau hier hoch ist, bekommt man bei z.B. bei einem Bluff für den ein 3-Bet-Jam gerade geeignet ist, dann auch die Folds. – Natürlich muss man dafür die Balance finden und darf das nicht übertreiben.
HGP: Die Beträge, um die es inzwischen geht, bis hin zu der Million Euro Preisgeld sind natürlich beeindruckend. Können sich andere an Deinem Preisgeld aus dem Main Event der EPT Monte-Carlo mitfreuen, hast Du Anteile geswapt?
NT: Geswapt habe ich nicht… aber für die Rail wird es natürlich eine ordentlich Party geben!
HGP: Abgesehen von Deinem PSPC Deep Run kennen Dich die deutschsprachige Community, nicht zuletzt durch Deinen 2. Platz bei „Dare2Stream“ eher als Online-Spieler. Wie würdest Du Dich einordnen und was macht Dir mehr Spaß?
NT: Ich habe online angefangen zu spielen, fühle mich live aber wohler. Es macht mir einfach mehr Spaß mit Menschen am Tisch zu sitzen, vor allem da wir uns alle in den letzten Jahren leider isolieren mussten. Es ist einfach schön, dass Poker jetzt wieder so ist.
HGP: Wo werden wir Dich live wiedersehen, ganz egal wie dieses Main Event ausgeht?
NT: Diesen Sommer fallen Turniere für mich flach, da ich zu Hause dann sehr eingespannt bin, aber die EPT Prag werde ich auf jeden Fall wieder spielen. Und davor auch die CAPT Million in Baden. Und vielleicht die WSOPE, wenn ich es wieder über ein Satellite ins Main Event schaffe.
HGP: Das liegt im wahrsten Sinne des Wortes für Dich als Wahl-Wiener ja auch sehr nahe…
NT: Momentan sind es noch 4 Stunden mit dem Zug dorthin, aber bis zur EPT Prag werden es mit der neuen Zugverbindung nur noch 2,5 Stunden sein!
HGP: Wie denkst Du, dass Du heute vor dem nächsten Main Event Spieltag schlafen wird?
NT: Ich glaube gut. Natürlich werde ich noch aufgeregt und nicht vor 2 Uhr im Bett sein, aber wahrscheinlich kurz und gut schlafen. Vorher werde ich noch ein wenig runterkommen und einen Tee trinken. Zum Abschalten werde ich am Strand noch etwas spazieren gehen.
HGP: In Österreich, wo Du wohnst, sind es dann eher die Berge, die Dich abschalten lassen?
NT: Ja, ich gehe gerne draußen spazieren. Am liebsten im Nationalpark Donau-Auen in Lobau. – Übrigens auch zum Müllaufsammeln.
HGP: Das ist vorbildlich! Hier in Monte-Carlo hoffen wir, dass Du erst einmal wenig Zeit zum Müllaufsammeln hast und noch bis zum Ende im Main Event sitzen wirst! Viel Erfolg dafür!
NT: Vielen Dank!