Magnus Carlsen holt nächsten WM-Titel – diesmal für Deutschland!

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Die FIDE World Team Champions im Blitz: WR Chess Team

Die FIDE World Rapid & Blitz Team Chess Championships 2024 sind vor wenigen Tagen in Astana nach 4 Spieltagen zu Ende gegangen. Am Start war auch Schach-GOAT Magnus Carlsen, der amtierende Weltmeister im Rapid Chess, sowie auch im Blitz Chess (hochgepokert berichtete). Dabei holte der norwegische Schach- und inzwischen auch Pokerspieler seinen insgesamt 18. WM-Titel, diesmal allerdings für Deutschland!

WR Chess Team Kapitän GM Jan Gustaffson (GER) mit der WM-Trophäe – Foto: chess.com

Magnus Carlsen spielt für … Deutschland

Magnus Carlsen ist weltweit das Gesicht für Schach und vor allem in seiner Heimat Norwegen ein absoluter Superstar. Insgesamt 17 Weltmeistertitel (5x klassischer Schach, 5x Schnellschach, 7x Blitzschach) hat die Weltranglisten Nr. 1 für Norwegen geholt. Und ein weiterer sollte jetzt hinzukommen … für Deutschland!

In seinen favorisierten Disziplinen Blitz und Rapid wurden an 4 Tagen die Team-Weltmeisterschaften im kasachischen Astana ausgetragen. 40 Teams gingen in den beiden Disziplinen dort an den Start. Ähnlich Teamwettbewerben im Poker bestanden die Gruppierungen entweder aus den Mitgliedern nationaler Clubs, Zusammenschlüssen von Freunden, oder von einer federführenden Person zusammengestellten Mannschaften. Zu letzterem gehörte auch das Team des Deutschen Schach-Mentors Wadim Rosenstein. Der Düsseldorfer, der gebürtig aus der Ukraine stammt, ist großer Verfechter von Tandem- und Team-Schach und richtet darin auch große Turniere mit internationaler Top-Beteiligung aus. Da lag es nahe, dass sein Brand „WR Chess“ auch zu den Teamweltmeisterschaften eine Mannschaft aufstellt. Das hatte er zur Erstaustragung 2023 bereits mit Erfolg getan, wo das WR Chess Team (noch ohne Magnus Carlsen) bereits die Weltmeisterschaft im Schnellschach feiern konnte (Blitz wurde 2023 im Team noch nicht ausgetragen). In diesem Jahr waren die Erwartungen an Rosensteins Mannschaft damit nicht gerade gering.

Und das Line-Up, zu dem immer auch eine Frau und ein Spieler mit einer ELO-Zahl unter 2.000 gehören, konnte sich wirklich sehen lassen. Kapitän des Teams war der deutsche Großmeister (GM) Jan Gustaffson. Auch außerhalb der absoluten Schach-Expert*innen sollten außerdem die Aushängeschilder Maguns Carlsen (NOR) und Ian Neponiachtchi (RUS) bekannt sein. Auch das deutsche Ausnahmetalent Vincent Keymer gehörte zum WR Chess Team in Astana. Pro Begegnung gegen ein anderes Team sollten 6 Spieler*innen aus diesem Kader zum Einsatz kommen.

FIDE World BLITZ Team Championship

Im Blitz Teamwettkampf ging das WR Chess Team mit folgenden Spieler*innen und folgenden Blitz-ELO-Zahlen an den Start:Magnus Carlsen (2.888 ELO), Ian Nepomniachtchi (2.777), Jan-Krysztof Duda (2.762), R. Praggnanandhaa (2.693), Yifan Hou (2.529), Nodirbek, Abdusattorov (2.669), Vincent Keymer (2.582), Alexandra Kosteniuk (2.460) und Wadim Rosenstein (1.400).

Im Gegensatz zum Rapid Team-Wettbewerb, der über 3 Tage ausgetragen wurde, ging der Blitz-Teamwettbewerb an einem einzigen Tag über die Bühne. Insgesamt €100.000 Preisgeld sollten hier ausgeschüttet werden. Dabei war der Blitz-Titelkampf in zwei Abschnitte unterteilt. Zuerst wurden in 5 Pools (A-E) die 16 besten Teams ermittelt. Diese traten anschließend in KO-Runden gegeneinander an, um die 4 Teams in-the-money, sowie den ersten Team-Weltmeister der Schachgeschichte im Blitz-Schach zu ermitteln. 

Place
Prize
1st€ 40.000
2nd€ 25.000
3rd€ 17.500
4th€ 17.500

In der Pool-Phase konnte sich das WR Chess Team als Gruppensieger durchsetzen. Dabei erzielte Ian Nepomniachtchi 7 Siege in 7 Partien, und auch drei seiner Teammates blieben in Personen von Jan-Krzysztof Duda (4/4), Rameshbau Praggnanandhaa (4/4) und Magnus Carlsen (5/5) ungeschlagen, die die ein oder andere Partie zugunsten ihrer Mitspieler*innen aussetzten. Auf die Auswechselbank setze sich Magnus Carlsen als es gegen das Team „GMHans.com“ ging, wo er auf Hans Niemann getroffen wäre. Ihre letzten Aufeinandertreffen hatten in und außerhalb des Schachwelt ein wahres Beben ausgelöst – das nächste Kapitel der beiden wurde zumindest in Kasachstan nicht aufgeschlagen … auch wenn Hans Niemann das als „Feigheit“ bezeichnete.

Dafür bekam es der neuernannte Großmeister Hans Niemann mit der „Ersatz Nr. 1“ Ian Nepomniachtchi zu tun, der nach dem Aufeinandertreffen im Rapid auch die Begegnungen im Blitz Schach für sich entscheiden konnte.

Nicht Magnus Carlsen sondern Ian Nepomniachtchi (rechts) erscheint an Bret Nr. 1 gegen Hans Niemann (links) – Foto: chess.com

Die Pool-Phase konnte das WR Chess Team mit 7 Siegen aus 7 Begegnungen abschließen. Das anschließenden Achtelfinale war für das Düsseldorfer Team nur Formsache, da man dort als bestes Team der Vorrunde auf den schwächsten der 16 Qualifikanten traf.
Im Viertelfinale wartete abermals die Mannschaft von GMHans.com auf das WR Chess Team, das sich auch hier (4:0) durchsetzen konnte. Zum wiederholten Male verzichtete Magnus Carlsen auf einen Einsatz gegen Hans Niemann und setzte im Viertelfinale aus. In den zu spielenden 3 Mini-Matches im Viertelfinale setze sich Nepomniachtchi 2,0:1,0 gegen Niemann durch.
Im Halbfinale traf WR Chess Team auf Chessy. Die erste Partie wurde 4,5:1,5 gewonnen, die zweite endete mit 3,0:3,0 so das das Halbfinalspiel insgesamt mit 3:1 an die deutsche Mannschaft ging.
Im Finale wartete auf sie dann das „Team MGD1“ aus Indien mit Großmeister Arjun Erigaisi am 1. Brett. In der ersten Begegnung musste Magnus Carlsen gegen ihn eine seltene Niederlage hinnehmen, die zusammen mit der eingeplanten Niederlage an Brett 6 die anderen WR Chess Teamkolleg*innen unter Zugzwang setzte. Letztendlich ging die erste Begegnung nach hartem Kampf jedoch mit 3,5:2,5 an das „deutsche“ Sextett, vor allem dank Jan-Krzysztof Duda, der mit 4 Sekunden auf der Uhr an Brett Nr. 3 noch ein Endspiel zugunsten vom WR Chess Team drehte. Im zweiten Match sollte damit bereits ein Unentschieden zum Titelgewinn reichen, und genau zu dem kam es 3,0:3,0), zusammen mit Carlsens Revanche an Erigaisi.

Die FIDE World Team Champions im Blitz: WR Chess Team

Damit kürte sich das WR Chess Team zum ersten Teamweltmeister im Blitzschach und konnte sich nach dem Titel im Schnellschach bereits zum zweiten Mal Teamweltmeister nennen. Das sein Plan wieder funktioniert hat feierte „Team Owner“ Wadim Rosenstein auch in den sozialen Medien:

Ian Nepomniachtchi feierte (nach dem Rapid-Sieg 2023) ebenfalls seinen zweiten WM-Titel … allerdings wieder einen anderen als den erhofften im klassischen Schach:

Für Magnus Carlsen war es bereits der 18. (!) WM-Titel im Schach, was er ebenfalls nicht unkommentiert in den Sozialen Medien ließ:

FIDE World RAPID Championship

Wer jetzt denkt, dass Magnus Carlsen am Ende jeden Titel (um den er spielen will) gewinnt, sah sich bei der an den ersten drei Tagen ausgetragenen Team-WM im Schnellschach getäuscht. Auch hier war die Star-Truppe von Wadim Rosenstein in Astana in gleicher Besetzung als „WR Chess Team“ am Start. Wiederum 40 Teams mit jeweils 6 Spieler*innen kämpften hier um den prestigeträchtigen Titel. Im Schweizer System wurden 12 Runden gespielt. Für jede einzelne Partie hatte man 15 Minuten Bedenkzeit für die gesamte Partie mit 10 Sekunden Erhöhung per Zug.

Place
Prize
1st€ 100.000
2nd€ 60.000
3rd€ 40.000
4th€ 25.000
5th€ 12.500
1st Under 2400€ 12.500

Am Ende konnte hier das Team Al-Ain ACMG UAE aus den Verinigten Arabischen Emiraten den Titel mit 21 Punkten aus den 12 Runden vor dem Decade China Team mit 20 Punkten gewinnen. Das deutsche WR Chess Team um Kapitän Jan Gustaffson konnte in dem top-besetzten Feld die Bronzemedaille mit 19 Punkten (9 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen) holen. Was zwar keinen Titel aber den nächsten herausragenden Erfolg für Magnus Carlsen, Ian Nepomniachtchi, Vincent Keymer & Co bedeutete, sowie €40.000 Preisgeld für Platz 3. 

Die FIDE World Team Champions im Rapid: Al-Ain ACMG UAE

Und in der Einzelwertung nach Brettern landete Magnus Carlsen auch im Rapid Chess am Ende wieder auf dem ihm wohl vertrautesten Platz:

…und wann kommt der erste Pokertitel?

Schach Weltmeister Magnus Carlsen (SWE)

Nach den erfolgreichen Schachturnieren in diesem Jahr stellt sich natürlich die Frage, wann Magnus Carlsen auch am Pokertisch abräumt. Der Spieler aus dem Team Unibet hatte in der Vergangenheit vermehrt Poker gespielt, wenn die klassische Poker-WM anstand. Ob für die Ablenkung oder aus Protest sei einmal dahingestellt. – Jüngst postete der Norweger jedoch, dass er für das Kandidatenturnier, in dem der Herausforderer von Weltmeister Ding Liren ermittelt wird, nicht zur Verfügung steht.

Sollte sich Magnus Carlsen in der Zeit wieder dem Poker widmen, empfiehlt es sich bei Norwegischen Meisterschaften oder Unibet DeepStack Open die Augen offen zu halten – vielleicht tauscht der 33-Jährige dann die Schachfiguren gegen Pokerkarten.

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