Paul Gauselmann – was habe ich eigentlich mit dem Typen zu schaffen? Wie kommt der in mein Leben und warum habe ich keinen richtigen Beruf gelernt? Irgendwie fühle ich mich in höchster Gefahr. Mach ich einen falschen Witz zu diesem falschen offenen Brief, der so brutal redlich sein möchte, um sich dann ebenso brutal selbst zu entlarven und hundert Anwälte plus drei Bundestagsabgeordnete, jagen mich durch die Gerichtssäle. Eine falsche Bemerkung über Männer, die sich die Haare färben und beim Bart an der Farbe sparen und ich habe die Kanzlei Schröder auch noch am Hals. Quasi aus männlicher Solidarität.
Automaten sind Automaten und Poker ist Poker. So einfach ist das und man muss schon einen Loriotnamen wie Füchteschnieder-Petry führen, um das nicht verstehen zu wollen. Die ist nämlich schuld an dieser unseligen Melange. Die hat uns den Paul Gauselmann eingebrockt, weil jetzt Dinge in einen Glückstopf geworfen werden, die so gar nichts miteinander zu tun haben, nie was zu tun hatten und nie etwas miteinander zu tun haben werden.
Man kaufe beim schwulen Barkeeper mit der Solariumsjahreskarte ein schlechtes Päckchen Shit, vergesse es dann neun Jahre im Handschuhfach und parke das Auto neun Sommer lang in der prallen Sonne – das ist Poker. Man bestelle beim Online-Versand in Kabul-Ost das weiße Pulver in der besten Güteklasse und man nähert sich dem Automatenspiel. Junkies die so ein Auto aufbrechen packen vielleicht das Blaupunkt Autoradio mit dem automatischen Sendesuchlauf und dem defekten Kassettendeck ein – ins Handschuhfach legen sie höchsten etwas dazu: quasi aus Mitleid.
Mut hat sie ja diese Frau Füchteschieder-Petry und mit Paul Gauselmann hat sie sich ja einen mächtigen und wohl auch den richtigen Gegner ausgesucht. Eigentlich sollte man ihr beispringen und sie in Wort und Tat bei all ihren Aktionen unterstützen, wäre da nicht dieser bedrohliche blinde Pokerfleck. Anstatt zu differenzieren wird diffamiert. Jeder dieser Automatenzombies in unverschuldeter Not hat seine Vita. Es wurde (vorher) gelebt, geliebt, Eis gegessen, Nase gebohrt, Autodrom gefahren, Döner gegessen, Schuhe geputzt und sicher auch mal Poker gespielt. Mehr ist da nicht, mehr gehört da nicht zusammen. Wer die funkelnden Lichter des Automaten gewohnt ist, langweilt sich schnell und so schwer, dass es wehtut. Substitution sollte schon auch ein Stück weit Frieden schließen können mit den sich verzehrenden Rezeptoren. Ein Automatenspieler wird nicht mehr glücklich und beim Poker schon gar nicht.
Aber vielleicht wird das noch was mit uns. Vielleicht Verständnis und Respekt auf den zweiten Blick – muss ja nicht gleich Liebe sein. Dass es Teil unserer Kultur ist, sich spielerisch zu messen, weiß man als Glücksspielexpertin, und dass man sich sowohl seine Freunde wie auch seine Feinde genau aussuchen sollte, weiß man als Mensch. Wenn 45 Beamte ein Vereinsheim stürmen, um sieben Pokerspieler erkennungsdienstlich zu behandeln, dann stimmt etwas nicht im Staate Deutschland. Und wenn eine Sondereinheit eine Wohnungstür aufbricht, um fünf Männer mit in Summe 720,- Euro Bargeld aufzugreifen, dann wird es absurd und peinlich für die Behörden.
Frau Füchteschieder-Petry als Vorsitzende des Fachverbandes Glücksspielsucht müsste sich einfach in Pokerfragen für unzuständig erklären. Das mit dem „Glücksspiel“ ist schon mal so eine Sache und nicht jeder, der für etwas seine temporäre Leidenschaft entdeckt, hat gleich ein Suchtproblem. Sonst müsste man ja eine Menge Dinge bekämpfen und therapieren. Wenn nicht mehr zusammengefasst wird, was nicht zusammengehört und niemals zusammengehört hat, wird Paul Gauselmann vielleicht immer noch ekelerregende offene Briefe schreiben. Nur keine Pokernews-Seite wird diese dann mangels Relevanz veröffentlichen – man wird ja noch träumen dürfen.
G. Schrage